Agile Führung: Kontrolle ist gut, Vertrauen ist besser!
Die Corona-Krise hat neue Führungsformen in den Mittelpunkt gestellt – so auch die agile Führung. Einer Umfrage zufolge kümmern sich mittlerweile ein Drittel der CEOs um Agilität im Unternehmen (computerwoche.de).
Agile Führung klingt jedoch theoretisch und schwer fassbar, bis wir uns in ein kleines Rollenspiel hineinversetzen, um einen emotionalen Zugang zu dem komplexen Thema zu bekommen. Vielleicht kennen Sie als Führungskraft die folgende Szene so oder ähnlich sogar selbst: Sie begegnen einem Mitglied Ihres Teams in einer ungewohnten Situation, vielleicht privat auf einer Party, in einem ungezwungenen Rahmen. Und jetzt kommt die spannende Frage: Wie verhalten Sie sich?
Chef alter Schule oder agile Führungspersönlichkeit?
Im Praxistest finden Sie ganz schnell heraus, wo Sie Ihren aktuellen Führungsstil verorten können. Sie sehen also im privaten Rahmen einen Ihrer Mitarbeiter am Grill stehen und mit Freunden plaudern. Wenn Sie eine selbstreflektierte Führungskraft sind, merken Sie ganz schnell, dass eine Situation wie diese einem kniffeligen Eiertanz gleichkommt.
Geben Sie sich locker und „kumpelhaft“, fühlen Sie sich im besten Fall dazugehörig, im schlimmsten Fall, als wollten Sie sich anbiedern. Behalten Sie aber Ihre Rolle des „Chefs“ bei, verbreiten Sie damit automatisch „Büroatmosphäre“. Weder Sie noch Ihr Mitarbeiter können dann die gewohnten Rollen verlassen. Um Ihrem Mitarbeiter nicht den Abend zu verderben, verabschieden Sie sich dann so früh wie möglich.
Niemand kann entspannen, wenn er mit seinem Vorgesetzten auf einer Party ist, es fühlt sich einfach an wie Arbeitszeit. Auch für Sie als Führungskraft fühlt sich so eine Situation niemals ungezwungen, frei und locker an – Sie schalten automatisch in den „Chef-Modus“ und führen. Aber möchten Sie das überhaupt? Könnte Führung nicht ganz anders aussehen? Auf Augenhöhe? Entspannt, statt hierarchisch?
Dann wird es Zeit für Sie, die agile Führung kennenzulernen und Ihren eigenen Führungsstil neu zu entwickeln.
Agile Führung: Wieso verlangen die Zeiten nach einem neuen Führungsstil?

Unser kleines Beispiel zeigt, dass wir alle in der Arbeitswelt Rollen spielen. Der klassische Führungsstil setzt genau auf dieses Programm: Die Regeln stehen fest, die Rollen sind klar verteilt. Der Vorgesetzte entscheidet über die zu erreichenden Ziele, verteilt die Aufgaben und verfügt über die nötigen Mittel, seine Mitarbeiter zu kontrollieren und zu sanktionieren. Lange Zeit war diese Art der Führung effizient und wurde nicht hinterfragt.
Heute aber wird sie den Anforderungen der Arbeitswelt nicht mehr gerecht. Streng hierarchische Strukturen sind nicht nur langsam, statisch und unflexibel, sie bewirken auch etwas in den Mitarbeitern. Wer „Dienst nach Vorschrift“ machen soll, der macht, nun ja, eben Dienst nach Vorschrift.
Je mehr Anweisungen Mitarbeiter bekommen, umso weniger Eigenverantwortung bringen sie ein. Je eingefahrener die Denkstrukturen und Verhaltensmuster sind, umso schwerer fällt es, neue Ideen zu entwickeln und Kreativität sprudeln zu lassen.
Auch ein Seminar zur Potenzialentfaltung hilft Ihrem Team nicht, wenn die Arbeitsatmosphäre in der Praxis nicht offener, freier und lösungsorientierter wird. Ihnen ist aber klar, dass Sie Ihr Team genau dahin führen wollen: In eine kreative und effektive Arbeitswelt, die Flexibilität, Innovationen und Eigenverantwortung möglich macht. Aber wie schaffen Sie das?
Agile Leadership installiert neue Beziehungsebenen
Der klassische Führungsstil, basierend auf Anweisungen und Kontrolle, lässt in der Arbeitswelt Beziehungen entstehen, die unbewusst einer Eltern-Kind-Beziehung ähneln. Der Vorgesetzte nimmt die Rolle des Vaters ein, die Mitarbeiter können ihr Potenzial nicht entfalten, weil sie in diesem hierarchischen Setting in eine kindliche Rolle schlüpfen. All das passiert nicht bewusst, was die Sache so schwierig macht.
Die Rolle des „Kindes“ äußert sich in Bemerkungen wie „Da muss ich erst den Chef fragen!“ oder „Das hab ich nicht zu entscheiden!“. Und jede Münze hat zwei Seiten. Mitarbeiter, die machen, was man ihnen sagt, sind mit Sicherheit zuverlässig. Aber sind sie auch motiviert, eigenverantwortlich und kreativ? Sind sie bereit, selbst Lösungsansätze zu erarbeiten, eigene Ideen einzubringen und voller Energie Projekte selbst umzusetzen?
Was agile Führung anders macht
In einer Beziehung, die einer Eltern-Kind-Beziehung oder dem Verhältnis zwischen Lehrer und Schüler ähnelt, ist die Hierarchie automatisch angelegt. Sie möchten aber kein Team, das auf Anweisungen wartet und auswendig gelerntes Wissen wiedergibt wie eine brave Schulklasse.
Sie wollen – und brauchen – ein Team aus kreativen Experten, die sich gegenseitig inspirieren, die eine konstruktive Fehlerkultur leben und einfach mit Begeisterung „tüfteln“, um immer wieder auf Veränderungen zu reagieren und neue Lösungen zu finden.
Sie wissen, dass dieses Potenzial in jedem Menschen schlummert. Aber wie können Sie es erwecken? Die Lösung ist in der Theorie so logisch, dass sie genial ist. In der praktischen Umsetzung bietet sie allerdings einige Stolpersteine, die Sie mit Geduld – um am besten mit einer Portion Humor – aus dem Weg räumen müssen. Denn die Lösung liegt in der agilen Leadership. Augenhöhe, Wertschätzung, Empathie. Kontrolle ist gut, Vertrauen ist besser.
Was zeichnet eine agile Führungskraft aus?

Agile Führung beginnt immer im Kopf. Und zwar in Ihrem. Denn Sie als Führungskraft stehen vor der spannenden Aufgabe, ein Umdenken in Ihrem Team zu initiieren. Dazu müssen Sie bei sich selbst beginnen, denn agile Leadership verfolgt einen vollkommen anderen Ansatz als der klassische Führungsstil.
Um eine agile Führungspersönlichkeit zu werden, sollten Sie vorleben, was Sie von Ihrem Team erwarten. Eine Bestandsaufnahme des Ist-Zustandes gibt Ihnen die Möglichkeit, Ihren Führungsstil anzupassen und neu auszurichten.
- Sind Sie bereit, lebenslang zu lernen?
- Reagieren Sie mit Freude und Neugier auf Veränderungen?
- Können Sie mit „Fehlern“ umgehen und diese als wichtige Umwege betrachten, die Sie im Endeffekt ans Ziel bringen?
- Wo haben Sie Schwierigkeiten, Ihren Mitarbeitern mehr zuzutrauen?
- Treffen Sie manchmal Entscheidungen, die Ihrem Ego besser gefallen als Ihrem Team?
- Greifen Sie manchmal noch bevormundend ein, in dem Glauben zu helfen?
- Fördern Sie die Selbstorganisation Ihrer Mitarbeiter oder rutschen Ihnen immer wieder Anweisungen heraus?
- Ertappen Sie sich manchmal dabei, dass Sie Menschen nach Ihren Abschlüssen und Zertifikaten bewerten, anstatt ihre Ideen unabhängig von der Person zu betrachten?
- Wo gönnen Sie sich selbst Zeit und Raum, Ihr Potenzial zu entfalten und Ihre eigene Entwicklung zu fördern?
Nur, wenn Sie Ihre Selbstentwicklung ernst nehmen, können Sie auch Ihr Team ermutigen, über sich selbst hinauszuwachsen! Agile Führung beginnt immer mit Selbstentwicklung. Verändern Sie zuerst sich selbst, um andere zu Veränderungen zu inspirieren. Genau das ist der Kerngedanke der agilen Leadership. Wir alle sind in der Lage, unsere Fähigkeiten neu zu entdecken und laufend zu erweitern.
Ihre Aufgabe als Führungskraft liegt darin, diese Dynamik in Gang zu setzen und Ihr Team mitzureißen. Lernen Sie, Ihrem Team wertschätzend und unterstützend die lange Leine zu lassen. Sie müssen nicht alles selbst machen. Führen Sie Ihr Team lieber im Vertrauen darauf, dass Ihre Kräfte Intrapreneure sind, die darauf brennen, Ihr Unternehmen gemeinsam auf ein neues Level zu heben.
Ambiguitätstoleranz oder Kontrollverlust? Agile Führung und Vertrauen
Als Führungskraft sind Sie vielleicht daran gewöhnt, Ziele zu definieren und den Weg zu diesen Zielen zu kennen. Agile Führung verlangt, dass Sie dieses Denken loslassen und Ihren Mitarbeitern die Freiheit zugestehen, selbst Wege zum Ziel zu finden. Diese Wege weichen vielleicht von dem ab, was Sie getan hätten, aber lassen Sie sich überraschen!
Vielleicht findet Ihr Team sogar Methoden, die schneller, kreativer und effektiver sind. Vertrauen Sie darauf, dass es nicht nur einen Weg gibt. Ihr Team wird aufblühen und vor Kreativität sprudeln, wenn Sie kreative Freiheit ermöglichen, aber im Notfall helfend eingreifen.
Fazit: Agile Leadership macht Sie fit für den ständigen Wandel
Flexibilität, hohes Tempo und Anpassungsfähigkeit werden immer wichtiger für agile Unternehmen. Den Anforderungen des ständigen Wandels können Sie aber gerecht werden, wenn Sie die agile Führung nutzen, um Ihre Mitarbeiter in ihrer Selbstorganisation und im eigenverantwortlichen Arbeiten zu unterstützen.
Argumente wie „Weil ich das sage!“ oder „Weil wir das immer schon so gemacht haben!“ gehören in die Vergangenheit, als der Herr Generaldirektor noch mit einem Kratzfuß begrüßt wurde. Sie haben heute die Möglichkeit, ihren Mitarbeitern konstruktiv und wertschätzend zu begegnen – auf Augenhöhe.
Wie lässt sich eine agile Führung gut umsetzen? Wir freuen uns über Ihre Tipps und Erfahrungen in den Kommentaren.
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- Kategorie: Personalführung
- 11. April 2022
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