Bewerbermarkt: Welche Positionen liefern viele Bewerber*innen und welche bleiben eher unberücksichtigt?
Während Arbeitnehmer*innen nicht selten Hunderte von Bewerbungen schreiben müssen, bis sie irgendwann einmal zum Vorstellungsgespräch eingeladen werden oder darüber hinaus sogar eine Zusage für einen Job erhalten, macht es der Fachkräftemangel in Deutschland Arbeitnehmer*innen schwer, passende Bewerber für sich zu finden. Der Bewerbermarkt ist im Ungleichgewicht.
Gerade anspruchsvolle Stellen für hochqualifizierte Jobs erhalten oft nur wenige Bewerbungen. Und auch wenn die Zahl der Bewerber*innen hierbei hoch sein sollte, hat das nicht immer etwas zu bedeuten – häufig ist dennoch nicht der richtige Bewerber*in dabei, sodass die mühsame Suche weitergeht.
Dieses Problem liegt jedoch nicht allein bei hochqualifizierten Jobs vor. Vor allem viele Ausbildungsplätze können nicht besetzt werden, weil die entsprechenden Bewerber*innen fehlen. Jedes zehnte Unternehmen in der IHK erhält sogar gar keine Bewerbungen.
Gerade im Lebensmittelhandwerk fehlt es an Lehrlingen
Am schwierigsten geeignete Auszubildende zu finden, ist es für Unternehmen des Lebensmittelhandwerks. Gerade Fachverkäufer-Azubis werden dabei händeringend gesucht. Die Zahl der unbesetzten Stellen in diesem Bereich steigt dabei von Jahr zu Jahr. Auf dem Bewerbermarkt gibt es mehr Nachfrage als Angebot.
Genauso sieht es auch bei anderen Berufen des Bereichs aus: Wer eine Ausbildung als Bäcker*in, Fleischer*in, Betonbauer*in, Klempner*in oder Gerüstbauer*in absolvieren möchte, der hat dabei gute Chancen auf eine Zusage.
40,6 Prozent der Azubi-Stellen im Lebensmittelhandwerk sind unbesetzt. Doch auch 31,1 Prozent aller Fleischer*innen-Stellen sind unbesetzt, genauso wie 36,9 Prozent der für Klempner*innen, 36,5 Prozent der für Restaurantfachmänner und -frauen und 31,9 Prozent der für Gerüstbauer*innen. Auch in der Systemgastronomie und in der Gebäudereinigung fehlt es an Auszubildenden.
Knapp 57.700 Ausbildungsplätze insgesamt bleiben damit unbesetzt. Gerade kleine Unternehmen sind dabei häufig auf der Suche nach Lehrlingen. Ein eher schlechtes Ausbildungsgehalt schreckt jedoch viele Schubabsolvent*innen davon ab, eine Ausbildung in einem der genannten Bereiche zu absolvieren.
Auch ungewöhnliche Arbeitszeiten, wie die des Bäckers oder die in der Gastronomie sorgen dafür, dass viele sich gegen eine solche Ausbildung entscheiden. Der Wunsch nach geregelten Arbeitszeiten ist bei den meisten Schulabsolvent*innen dabei häufig sehr ausgeprägt. Der Bäckerberuf lässt sich damit jedoch nicht vereinbaren. Frühes Aufstehen ist hierbei nämlich an der Tagesordnung.

In wiederum anderen Bereichen mangelt es an Ausbildungsplätzen
Die Tatsache, dass so viele Ausbildungsplätze unbesetzt bleiben, bedeutet aber nicht, dass es allgemein zu wenig Ausbildungssuchende gibt – im Gegenteil. Rund 46 Prozent aller angehenden Tierpfleger*innen finden keinen Ausbildungsplatz.
Auch für Gestalter*innen für visuelles Marketing, Mediengestalter*innen für Bild und Ton, Sport- und Fitnesskaufmänner und -frauen sowie für Fotograf*innen, Fachkräfte für Schutz und Sicherheit und Chemielaborant*innen gibt es zu wenige Ausbildungsplätze.
Finden Schulabsolvent*innen dabei keinen Ausbildungsplatz ihrer Wahl, bewerben sie sich dabei häufig nicht in anderen Branchen, sondern entscheiden sich stattdessen dazu, ein Studium aufzunehmen oder sich auf andere Weise weiterzubilden, um später doch in ihrem gewünschten Bereich arbeiten zu können. Das erklärt, weshalb die unbeliebten Ausbildungsplätze weiterhin unbeliebt bleiben und häufig nicht einmal als eine Art Notlösung wahrgenommen werden wollen.
Nicht nur Ausbildungsplätze gibt es zu wenige, sondern auch spezialisierte Fachkräfte
Das Problem, nicht genügend oder sogar gar keine Bewerber*innen zu erhalten, liegt jedoch nicht nur bei Ausbildungsplätzen vor. Auch Unternehmen, die nach ausgelernten Facharbeiter*innen suchen, sehen sich häufig damit konfrontiert, keine geeigneten Mitarbeiter*innen zu finden.
Das geht sogar so weit, dass der Facharbeitermangel mittlerweile zum größten Problemfeld des Mittelstands geworden ist – sogar noch vor der Bürokratie oder Lohn- und Gehaltskosten. Gerade kleinere Unternehmen, die ihren Sitz abseits der Großstädte haben, sind davon betroffen. Der Grund: Viele gut ausgebildeten Fachkräfte und Hochschulabsolvent*innen sehen in größeren Städten automatisch auch größere Karrierechancen.
Häufig orientieren sich diese auch an den großen und bekannten Unternehmen dieser Welt. Ist das Unternehmen welt- oder zumindest deutschlandweit bekannt, sind Absolvent*innen und qualifizierte Fachkräfte eher dazu geneigt, sich zu bewerben, als wenn es sich um kleine und eher unbekannte Unternehmen handelt.
Die Annahme, das Gehalt sei höher sowie der Wunsch nach Prestige und Ansehen, die sie mit der Firma verbinden, sind zwei wichtige Gründe dafür, weshalb qualifizierte Arbeitskräfte lieber in bekannten und großen Unternehmen arbeiten wollen.
Kleinere Unternehmen bleiben damit auf der Strecke. Gerade ländlich gelegene Firmen werden für immer mehr Menschen unattraktiv, vor allem für junge Leute, die noch etwas erleben wollen und sich und ihre Zukunft in einer Großstadt sehen.

Viele Hochschulabsolvent*innen sind an einen speziellen Arbeitsbereich gebunden
Besonders schwierig ist es für Unternehmen dabei, qualifizierte Ingenieure, Fachkräfte in der IT und der Chemie zu finden. In diesen Bereichen gibt es verhältnismäßig wenige Bewerbungen. Doch woran liegt das? Chemie-Unternehmen beispielsweise suchen häufig Mitarbeiter*innen, die sich in einem bestimmten Bereich spezialisiert haben. Allerdings gibt es gerade im Bereich Chemie zahlreiche Fachrichtungen, in die sich Auszubildende, Student*innen und Facharbeiter*innen weiterbilden und entwickeln können.
Die Wahrscheinlichkeit, dass jemand genau die Richtung eingeschlagen hat, die für ein Unternehmen interessant ist und in genau dem Bereich Erfahrungen gesammelt hat, ist also eher gering. Nur ein kleiner Teil aller Stellenanzeigen im Bereich Chemie kommt also tatsächlich für die Angestellten in Frage, die sich in diesem Bereich ausgebildet haben.
Für kleine Unternehmen, die generell verhältnismäßig Arbeitsplätze haben, ist die Chance dabei noch geringer, einen geeigneten Bewerber*in auf dem Bewerbermarkt zu finden, als für große Unternehmen, die viele verschiedene Stellen ausschreiben können. Da sie beispielsweise mehrere verschiedene Produkte entwickeln, brauchen sie unterschiedliche Arbeitskräfte.

Stellen, die Absolvent*innen unterschiedlicher Studiengänge ansprechen, führen automatisch zu mehr Bewerbungen
Sehr allgemeine Stellen, für die es keinen speziellen Ausbildungsweg und auch kein spezielles Studium braucht, sprechen somit viele Bewerber*innen an. Es gibt viele Stellenanzeigen, die für Absolvent*innen ganz unterschiedlicher Studiengänge in Frage kommen, sodass hierbei also mit einer höheren Anzahl an Bewerber*innen gerechnet werden muss. Dazu zählen vor allem Stellen, die Absolvent*innen geisteswissenschaftlicher Studiengänge ansprechen.
Absolvent*innen von Studiengängen wie Germanistik, Anglistik, Medien- oder auch Kulturwissenschaften, die sich nicht auf das Lehramt spezialisiert haben, finden dabei Arbeit in verschiedenen Bereichen der Medienwirtschaft. Ob als Journalist*in, Bibliothekar*in, Pressesprecher*in oder Mediengestalter*in – die Möglichkeiten sind hierbei vielfältig.
Dadurch, dass den Studiengängen jedoch kein klares Berufsbild zugeschrieben wird und sich Absolvent*innen nahezu überall bewerben können, solange die Stellenbeschreibung einigermaßen zu ihnen passt, ist hierbei mit einem hohen Bewerberaufkommen zu rechnen.
Anders ist es beispielsweise beim Lehrerberuf: Student*innen, die auf Lehramt studieren, entscheiden sich schon zu Beginn ihres Studiums klar für ein Berufsbild, an das sie jedoch gebunden sind. Nicht nur die Wahl des Berufes an sich steht hierbei schon fest, sondern sogar die Schulart, an die sie später unterrichten werden und auch die Fächerkonstellation.
Zwar können diese Hochschulabsolvent*innen nach Abschluss ihres Studiums auch als Quereinsteiger*innen in anderen Bereichen arbeiten, allerdings entscheiden sich die meisten doch dazu, in ihrem Beruf zu bleiben.
Logisch also, dass es für Stellenausschreibungen, die nach einem Gymnasiallehrer*in für Englisch und Geschichte in Heidelberg deutlich weniger Bewerber*innen gibt als für eine Stelle als Verkäufer*in im Einzelhandel in Stuttgart.
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- Kategorie: Recruiting
- 04. November 2020
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