Corporate Influencer Programme: 10 Fragen an Klaus Eck
Wir fragen, HR-Experten antworten. Eine Experten-Interview-Serie, die Antworten auf Ihre HR-Fragen liefert. Wir stellen 10 Fragen zu einem Themenbereich aus HR und liefern Ihnen geballtes Insider-Wissen für die Praxis.
Corporate Influencer bieten eine spannende Möglichkeit, die Unternehmenskommunikation neu zu gestalten und mit einer menschlichen Note zu versehen. Durch die Nutzung der individuellen Expertise und Persönlichkeiten der Mitarbeiter können Firmen gezielt die Aufmerksamkeit ihrer Zielgruppen gewinnen und somit effektiv die Reichweite ihrer Unternehmenskommunikation erhöhen.
Die Einsatzmöglichkeiten von Corporate Influencern sind vielfältig, doch es bedarf einer klugen Herangehensweise, um maximale Wirkung zu erzielen. Wie können Unternehmen Corporate Influencer effektiv für sich nutzen?
Wir haben ein Interview mit Klaus Eck, einem ausgewiesenen Experten auf dem Gebiet der Corporate Influencer Strategie, geführt. Dieser gibt wertvolle Einblicke und Tipps, wie Unternehmen dieses Potenzial optimal nutzen können.
Lieber Klaus, lass uns gleich mit ein paar allgemeinen Fragen zu Corporate Influencer Programmen starten. Viele Unternehmen haben noch keines und fragen sich, wo man da überhaupt anfängt.
Inhalt
Wie können Unternehmen ihre Mitarbeiter dazu ermutigen, zu Corporate Influencern zu werden, und wie können sie ihre Expertise und Persönlichkeit in den Vordergrund stellen?
Klaus Eck: Zu Beginn ist viel Aufklärungsarbeit sinnvoll. Deshalb sollte ein Unternehmen zunächst erklären, warum es auf Corporate Influencer setzt und was es vom Einzelnen erwartet.
Statt alle Mitarbeiter gleichermaßen zu Corporate Influencern zu erklären, empfehle ich mit wenigen zu starten: Größere Unternehmen wählen in der Regel 10 bis 30 Corporate Influencer aus. Das ist ressourcenschonend und erlaubt einen langsamen, aber stetigen Ausbau eines Corporate Influencer Programms.
Viele Organisationen nutzen einen Kick-off mit möglichst vielen Mitarbeitern, um ihr Vorhaben zu erläutern und starten einen Bewerbungsprozess.
Die ausgewählten Corporate Influencer können in mehreren Schulungen und Coachings lernen, wie sie sich auf LinkedIn positionieren, dort erfolgreiche Inhalte posten und ihr Netzwerk ausbauen können. Auf diese Weise lernen sie, ihre fachliche Kommunikation mit ihrer Persönlichkeit zu verbinden.
Welche Rolle spielen Authentizität und Glaubwürdigkeit bei Corporate Influencern, und wie können Unternehmen dies fördern?
Klaus Eck: Wer in der digitalen Öffentlichkeit als Experte wahrgenommen werden will, sollte immer auf seine eigene Reputation achten. Eine nahbare und echte Kommunikation ist dabei eine wichtige Voraussetzung, um auf LinkedIn durchzudringen.
Technokratische Texte sind langweilig, erzeugen keine Emotionalisierung. Manchmal genügt der Einsatz des Personalpronomens „Ich“ schon, um den Unterschied zu markieren. Erst die persönliche Note macht einen Text spannend, sorgt für dessen Sichtbarkeit.
Fachlich kommunizieren können alle Experten. Corporate Influencer müssen lernen, ihre Fachlichkeit mit ihrer Persönlichkeit zu verbinden. Dabei sollten Unternehmen sie durch ein gutes Community Management, Feedbackrunden und Trainings unterstützen.
Wie kann ein Unternehmen Corporate Influencer dabei unterstützen, ihre persönliche Marke aufzubauen und ihre Reichweite zu vergrößern?
Klaus Eck: Von großer Bedeutung ist hierbei die Wertschätzung: Organisationen sollten die Erfolge ihrer Corporate Influencer in der internen wie externen Kommunikation feiern. Dadurch erhalten diese mehr Akzeptanz in der eigenen Unternehmenskultur und mehr Sichtbarkeit insgesamt.
Im nächsten Teil geht es um die Erwartungen an Corporate Influencer und die Ziele einer solchen Strategie. Wie können Entscheidungsträger von einem solchen Programm überzeugt werden?
Welche langfristigen Auswirkungen kann der Einsatz von Corporate Influencern auf die Markenreputation und das Employer Branding eines Unternehmens haben?
Klaus Eck: Durch den Aufbau einer Corporate Influencer Community erhalten die Unternehmenskommunikation sowie HR eine wichtige Ergänzung. Darüber können die vielfältigen Themen einer Organisation besser verbreitet werden.
Allein auf LinkedIn erzielen Beiträge einzelner Corporate Influencer 7 Mal so viele Views wie die eines Unternehmensauftritts. Somit wird die Sichtbarkeit der Expertise wie des Employer Brands durch die Corporate Influencer enorm erhöht.
Selbst kleinere Corporate Influencer Programme mit rund 30 Personen machen hierbei schon einen großen Unterschied. Diese können als Botschafter einzelne Themen mit viel Aufmerksamkeit versorgen.
Zudem macht die Sichtbarkeit der Corporate Influencer eine Unternehmensmarke nahbarer, transparenter und vor allem sympathischer.
Wie kann ein Unternehmen den Mehrwert und den ROI einer Corporate-Influencer-Strategie gegenüber den Stakeholdern und der Geschäftsleitung kommunizieren?
Klaus Eck: Der Aufbau eines Programmes kostet Zeit. Dennoch lassen sich einzelne Erfolge sehr schnell erzielen. So wächst das Netzwerk aktiver Corporate Influencer schnell. Darüber lassen sich Events, Newsletter, Jobausschreibungen und Themen wie bspw. Digitalisierung und Nachhaltigkeit befeuern.
Den ROI eines Corporate Influencer Programms zu messen ist aus Compliance-Gründen schwierig, weil die Unternehmen ihre Mitarbeiter nicht systematisch überwachen und miteinander vergleichen dürfen. Jedoch lassen sich die Ergebnisse eines Programms durchaus messen: Mehr Bewerber, mehr Interviews und Speaker-Anfragen können die Folge sein.
Der Startschuss für das Corporate Influencer Programm ist gefallen, das Programm wurde den Mitarbeitern bereits vorgestellt, aber wie hält man es jetzt am Laufen?
Einer der größten Fehler bei der Implementierung eines Corporate Influencer Programms besteht darin, nicht am Ball zu bleiben und das Programm einschlafen zu lassen. Hast du Tipps, wie das nicht passieren kann?
Klaus Eck: Eine gute interne Kommunikation ist erfolgsentscheidend. Dazu gehört ein Community Management, das die Corporate Influencer ernst nimmt. Als Kernteam bin ich bei einem Programm immer in der Verantwortung, sollte den Corporate Influencer Feedback auf ihre Beiträge geben und muss sie motivieren, Neues zu schaffen.
Dazu gehört sehr viel Wertschätzung. Außerdem schadet es nicht, die Mitarbeiter durch Content-Ideen zu inspirieren und immer wieder externe Referenten zu den Community-Treffen einzuladen, um auf neueste Entwicklungen und Trends einzugehen. Das ist ein gewisser Aufwand und kostet viel Zeit, lohnt sich aber, weil dadurch die digitale Transformation im Unternehmen unterstützt wird.
Welche Unternehmen machen aus deiner Sicht schon einen guten Job in Sachen Corporate Influencer Programm?
Klaus Eck: Es gibt mehr als 1.000 Corporate Influencer Programme, die gut funktionieren. Je nach Branche lohnt es sich, auf die andere Behördenkommunikation der Stadt München zu schauen. Rund 20 Personen leisten unter #wirfürmünchen großartige Arbeit. Aber auch die Allianz mit ihren rund 120 Allianz Ambassadors und Bechtle mit mehr als 110 Corporate Influencer sind gut dabei.
Lass uns zum Schluss noch einen Blick in die Zukunft werfen. Welche Trends werden für Markenbotschafter eine Rolle spielen?
Sollten Unternehmen in 2024 auf den Corporate Influencer Bandwagon aufspringen? Verschwenden sie eine Chance, wenn sie es nicht tun?
Klaus Eck: Wer lieber auf Corporate Influencer verzichten will, muss andere Maßnahmen ergreifen, um das Recruiting, das Employer Branding und die Unternehmenskommunikation zu unterstützen.
Das kann wesentlich teurer und bei Anzeigen auf den falschen Plattformen auch vergeblich sein. Corporate Influencer Programme dienen auch der Mitarbeiterbindung und dem Employer Branding. Damit hat beispielsweise die DATEV sehr gute Erfahrungen gemacht.
Welche Chancen eröffnen sich für Corporate Influencer durch die Nutzung von künstlichen Intelligenzen wie ChatGPT bei der Content-Erstellung?
Klaus Eck: Für den Einsatz von KI bedarf es einer gewissen Klarheit, wie diese eingesetzt werden darf und kann. Sensible Daten sollten nicht bei ChatGPT eingegeben werden. Idealerweise gehen Organisationen darauf in ihrer Corporate Influencer Guideline ein und erklären es dort.
Sind diese Voraussetzungen vorhanden, können Corporate Influencer nach entsprechender Schulung auf leichtere Weise ihre Texte erstellen. Ein Selbstläufer ist es jedoch nicht. Ich muss erst einmal verstehen, wie ich Prompts einsetzen kann und was hierbei sinnvoll ist.
In meinen Workshops zeige ich immer, wie jeder schnell zu einer Selbstvorstellung im Info-Bereich des LinkedIn-Profils kommt. Nur wenige mögen über sich selbst schreiben. Leicht fällt das, wenn ChatGPT & Co. als Coach genutzt werden können.
Allerdings sollten die Ergebnisse mit Vorsicht betrachtet werden. Es sind gute Text-Entwürfe, die als Ausgangsbasis für ein LinkedIn-Posting ideal sein können. Die menschliche Endredaktion durch den jeweiligen Corporate Influencer schadet jedoch nicht.
Welche Trends zeichnen sich aktuell im Bereich Corporate-Influencer-Marketing ab, und wie können Unternehmen diese für sich nutzen?
Klaus Eck: In Zukunft werden wir viele Corporate Influencer als Speaker auf immer mehr Bühnen sehen und in Podcasts und LinkedIn Audios hören können. Viele Unternehmen unterstützen sich untereinander und gehen Kooperationen ein. Auf diese Weise wird über Corporate Influencer der Austausch über Unternehmensgrenzen hinweg zunehmen. So etwas stärkt die Innovationen in unserem Lande.
Darauf habe ich mit der Gründung des Corporate Influencer Clubs reagiert, zu dem wir mit einigen Kollegen regelmäßig online wie offline zu Events einladen. Auf LinkedIn sind in unserer gleichnamigen Gruppe bereits mehr als 7.400 Mitglieder.
Über Klaus Eck:
Klaus Eck ist ein renommierter Experte für digitale Kommunikation, Social-Media-Strategien und Corporate Influencer Consulting. Als Unternehmensberater, Autor und Speaker hat er sich auf die Themen Online- und Content-Marketing spezialisiert. Er zählt zu den Pionieren im Bereich Corporate Influencer Strategien in Deutschland.
Klaus Eck berät Firmen darin, wie sie ihre Mitarbeiter zu Corporate Influencern machen können, um deren Fachwissen und Persönlichkeit in der Öffentlichkeit zu präsentieren und die Reichweite der Unternehmenskommunikation zu erhöhen.
Darüber hinaus ist Klaus Eck als Buchautor bekannt und hat Werke zu den Themen Social Media, Content Marketing und Corporate Influencer veröffentlicht.
Eines seiner bekanntesten Werke ist das Buch „Die Macht der Corporate Influencer“, das Einblicke in die Strategien und Erfolgsfaktoren des Corporate Influencer Marketings liefert.
Klaus Eck ist ein gefragter Redner auf Konferenzen und Veranstaltungen und teilt sein Wissen und seine Erfahrungen regelmäßig in Vorträgen, Workshops sowie in seinem Newsletter und seinem Corporate-Influencer-Podcast. Seine langjährige Erfahrung im digitalen Marketingbereich und seine Expertise in der Unternehmenskommunikation machen ihn zu einem wichtigen Impulsgeber für Unternehmen, die von den Potenzialen des Corporate Influencer Marketings profitieren möchten.
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- Kategorie: Employer Branding, Experten-Interviews
- 15. November 2023