Empathie und Führung – Steht das im Widerspruch?
Für viele Menschen stellen die beiden Begrifflichkeiten „Empathie“ und „Führung“ einen Widerspruch in sich dar. Während Führung mit Kontrolle und Steuerung gleichgesetzt wird, steht Empathie eher für Verständnis und die Fähigkeit, sich in Menschen hineinzuversetzen und deren emotionale Lage nachzuvollziehen.
In einer Zeit, in der Globalisierung und Digitalisierung zu einem vernetzten Arbeiten und neuen Arbeitsbedingungen führen, sind beide Begriffe einander gar nicht so fremd. Schließlich führen die Umstände und Rahmenbedingungen durch eine zunehmende Flexibilität und Geschwindigkeit dazu, dass Mitarbeiter mehr Verantwortung übernehmen und immer häufiger selbständig Entscheidungen treffen.
Ein vertrauensvolles Arbeitsverhältnis und eine empathische Verbindung zwischen Führungskraft und Mitarbeitenden sind also durchaus wünschenswert und heute in der Praxis immer häufiger zu finden. Besonders Nachwuchsführungskräfte werden auf die Kombination von Führungsstilen und Menschenkenntnis sensibilisiert. Dazu gehört auch ein verstärktes Verständnis der Social Skills, die neben der fachlichen und disziplinarischen Führung immer wichtiger werden.
Was genau bedeutet Empathie?
Empathie bedeutet, dass eine Führungskraft zum Ausdruck bringt, dass sie sich in die Situation und die mit dieser Situation verbundenen Emotionen hineinversetzen kann. Viele charismatische Persönlichkeiten bringen diese Sozialkompetenz automatisch mit. Andere, mit eher rational geprägten Charakteren, können Empathie erlernen und durch Seminare und Schulungen in Form von Kommunikation ihre Empathie zum Ausdruck bringen.
Empathie bedeutet keineswegs, einen stark sozialen Führungsstil einzunehmen oder durch einen „Laissez-faire“- Führungsstil andere anzuleiten. Vielmehr geht es bei Empathie darum, den Mitarbeiter im Ganzen zu sehen und seine Gesamtsituation, also seine Funktion im Unternehmen und sein Privatleben zu berücksichtigen und zu respektieren. Nur so gelingt es heute in einer zunehmenden eigenverantwortlichen und dezentralisierten Arbeitswelt, Menschen zu motivieren und anzuleiten, die eigenen und betrieblichen Ziele zu erreichen.

Führung – im Widerspruch zu Empathie?
Die klassischen und traditionellen Führungsstile haben wenig Raum für Empathie und Emotionen gelassen. So wird eine hierarchisch führende Person wenig Empathie aufbringen. Ebenso die patriarchische Führungskraft hat eher ein geringeres Gefühl, empathisch zu führen und zu handeln. Doch beide Führungsstile sind heute in Unternehmen wenig gewünscht.
Möglicherweise erreichen Chefs mit diesen Führungsstilen ihre monetären oder zeitlichen Ziele, aber nicht die Menschen, die sie folglich nicht motivieren und binden können. Die Folge sind eine hohe Fluktuation und Unzufriedenheit, die die Produktivität und Teamstimmung verschlechtern.
Die heutige Arbeitswelt erfordert Flexibilität und deutlich schnelleres Handeln. Prozessorientiertes Handeln ist wichtig – doch auch der gesunde Menschenverstand und der Mut, Entscheidungen zu treffen, sind heute elementar wichtig, um die Produktivität und Kundenzufriedenheit aufrecht zu erhalten.
Darum lernen besonders Nachwuchsführungskräfte immer häufiger möglichst situativ zu führen und sowohl fachliche als auch menschliche Komponenten in ihren Führungsstil einfließen zu lassen. Nur wer sowohl die sozio-emotionale Komponente neben der Fachkompetenz einspielt, wird Mitarbeiter motivieren und schafft damit, dass diese sich mit dem Unternehmen, ihrem Ziel und der Arbeitsweise identifizieren.
Mitarbeiter erwarten von ihren Führungskräften ein Maß an Empathie
In vielen Konzernen waren Mitarbeitende häufig nur Personalnummern. Das hat zu einer erhöhten Unzufriedenheit geführt, da Nummern austauschbar sind – Menschen hingegen einzigartig. Mit dem zunehmenden Wunsch nach Diversität in Unternehmen und Teams spielen auch die sozialen Faktoren eine zunehmende Rolle. Ein gutes Zeugnis und Fachkompetenz alleine reichen nicht mehr, Personaler und Entscheider zu überzeugen. Ganz im Gegenteil: Im Mittelpunkt steht der Mensch! Und dieser muss ins Team, zum Unternehmen und zu seiner Aufgabe und der Rolle, die er im Betrieb einnimmt, passen.
Diese ganzheitliche Betrachtung erfordert empathische Führungskräfte, die nachvollziehen können und auch wollen, was ihre Mitarbeiter bewegt. Denn nur die Führungskräfte, die ihre Mitarbeitenden und deren Handeln und ihre Emotionen verstehen und berücksichtigen, werden langfristig erfolgreich führen und ihr Team zu Höchstleistungen bringen.
Empathisch Führen – eine Kompetenz, auf die immer mehr Firmen bauen und erfolgreich sind
Empathische Führungskräfte sind bei Personalern immer beliebter. Mitarbeiter sind eine wichtige Ressource und mit dieser Ressource steigt oder fällt das Ansehen des Unternehmens. Je mehr jeder einzelne Mitarbeiter sich mit dem Unternehmen identifiziert, desto stärker ist der Einsatz dieses Mitarbeiters für seine Aufgaben, aber auch für das Team. Damit ein Team als Ganzes erfolgreich ist, benötigt es Diversität und diese entsteht durch verschiedene Persönlichkeiten.
Der Begriff Persönlichkeit umfasst neben der fachlichen Kompetenz und Expertise in einem Aufgabenbereich vor allem auch Lebenserfahrung und soziale Komponenten. Hierzu zählen die Kommunikationskompetenz, die Sozialkompetenz aber auch die Konfliktkompetenz. Alle Komponenten sind mit Emotionen behaftet. Eine Führungskraft, die bestrebt ist, das Beste aus ihren Mitarbeitern herauszuholen, sollte aus genau diesem Grund alle Facetten der Persönlichkeiten berücksichtigen und auf diese eingehen. Denn das sorgt für Verständnis und baut im Laufe der Zusammenarbeit Vertrauen und Bindung auf.
Natürlich sollten neben den einzelnen Charakteren die Fachkompetenzen nicht außer Acht bleiben – aber sie sollten eingebettet sein in ein empathisches und förderndes Arbeitsklima. Empathie ist eine wichtige Grundlage für einen respektvollen und gleichzeitig wertschätzenden Umgang miteinander, der es erst ermöglicht, produktiv zu sein und als Team aus den Vollen zu schöpfen.
Natürlich sollte nicht die Empathie zum Alltagsmotor werden, sondern diesen nur begleiten. Gute und erfolgreiche Führungskräfte führen mit Empathie, zeigen aber gleichzeitig klare Grenzen auf, um die Unternehmensziele erreichen zu können und sich nicht im Zwischenmenschlichen zu verlieren.
Um diesen Spagat zwischen sozio-emotionalen Faktoren und fachlichen Aspekten zu beherrschen, setzen viele Personalentwickler auf eine Trainerausbildung oder Coach-Zertifizierung ihrer Führungskräfte. Solch eine Ausbildung trainiert und vermittelt den Führungskräften vor allem ein ganz wichtiges Tool, um empathisch erfolgreich führen zu können und Ziele zu erreichen: Die emotionale Distanz, um nicht in den Social Skills zu versinken, sondern weiterhin als Führungskraft und nicht als Team-Doktor wahrgenommen zu werden.

Emotionales Führen ist eine Einstellung
Emotionales Führen ist nicht jedem in die Wiege gelegt worden. Das Positive jedoch ist, dass emotionales Führen erlernbar ist und sich mit der ersten Erfahrung einstellt. Wichtig ist dabei das richtige Mindset der Führungskraft, das auf Wertschätzung und Respekt basiert.
Umsetzen lässt sich die emotionale Führung vor allem durch Methoden und Tools, die die Mitarbeiter da abholen, wo sie sind. Visualisierung, der regelmäßige Dialog und eine respektvolle und fördernde Feedback-Kultur sind elementare Grundpfeiler, damit diese Führungsform gelingen kann. Nur so wirken Führungskräfte authentisch und werden von ihren Mitarbeitern samt Emotionen und Einstellungen wahrgenommen und respektiert.
In einer Arbeitswelt, in der die Grenzen zwischen Beruf und Freizeit ineinander übergehen ist die emotionale Führung elementar, um eine gute Work-Life-Balance zu schaffen und langfristig Burnout und Unzufriedenheit mit dem Job oder der Führungskraft zu eliminieren. Damit gelingt es Personen, die emotional führen, ihre Mitarbeitenden an sich zu binden und für das Team zu gewinnen.
Empathie und Führung ergänzen einander
Empathie ist eine Rahmenbedingung, die Führungskräfte als Grundlage für ihre tägliche Arbeit nutzen können. Sie bietet eine gute Betrachtungsrichtlinie, da sie mit der emotionalen Distanz dazu führt, den Menschen da abzuholen, wo er sich befindet und damit Denkblockaden zu lösen und dem Menschen im Team Aufmerksamkeit zu schenken.
Eine Führungskraft, die empathisch führt, kennt ihre Mitarbeitenden und gibt diesen das Gefühl, als ganzer Mensch wichtig zu sein. Das zeugt von Interesse und ermöglicht, dass Mitarbeitende wissen, dass sie im Notfall auf ihre Führungskraft zählen können und diese hinter ihnen steht. Die Folge ist eine höhere Einsatzbereitschaft, auch dafür die ein oder andere Extrameile zu gehen und im Notfall für Führungskraft und Team einzustehen.
Durch empathische Führung stellt sich so oftmals eine gesunde Balance zwischen Geben und Nehmen bei Mitarbeitenden als auch bei Führungskräften ein, von der alle Seiten und der Betrieb profitieren.
Was zeichnet in Ihren Augen eine empathische Führungskraft aus? Wir sind gespannt auf Ihre Kommentare.
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- Kategorie: Personalführung
- 07. Juli 2021
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