Fachkräftemangel trotz Corona? Die wichtigsten Daten
Erst im Juli diesen Jahres klagten über ein Drittel der deutschen Unternehmen (34,6 %) über einen Fachkräftemangel (tagesschau.de). Dabei sind Fachkräfte das Herzstück einer jeden Volkswirtschaft. Als Garant des technischen Fortschritts bietet eine gut ausgebildete Arbeitskraft einen enormen Mehrwert. Besonders durch den Nachfrageschock als Folge der COVID-19-Pandemie wurde die Thematik relevanter.
Als Arbeitgeber machen Sie die Innovations- und Wettbewerbskraft nutzbar. Deshalb haben die Akteure der Wirtschaft und Politik ein besonderes Augenmerk auf die Nachfrage nach Fachkräften.
Ihr Expertenteam von stellenanzeigen.de hat die relevanten Indizes für Sie analysiert. Wir stellen Ihnen die Gründe für eine steigende Fachkräftenachfrage vor, damit Sie sich optimal in der Post-Corona-Zeit positionieren können.
Der Fachkräftemangel vor Corona
Der Fachkräftemangel ist kein neues Phänomen. Schon seit Jahren kämpft Deutschland mit einer Situation, in der in bestimmten Regionen und Branchen Stellen nicht geeignet besetzt werden können. Kurz vor Eintritt der COVID-19-Pandemie erreichte der Fachkräftemangel einen erneuten Höhepunkt. Der Mangel an geeignetem Personal stellte einer Statista-Umfrage zufolge für 1.500 Geschäftsführer von mittelständischen Unternehmen das größte Risiko dar.
Auch das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie beschrieb in ihrer Konjunkturumfrage aus dem Jahr 2019 den Fachkräftemangel als eines der größten Hemmnisse des Wirtschaftswachstums. Für Unternehmen ist dieser Punkt besonders relevant: Wird die Nachfrage nicht gedeckt, kann das optimale Produktionsniveau nicht erreicht werden.

Die Auswirkung von Corona auf die Nachfrage nach Fachkräften
Das Auftreten der Corona-Pandemie hatte für viele Unternehmen starke Einschränkungen zur Folge. Viele Unternehmen stellten ihre Bemühungen in der Personalbeschaffung ein. In vielen Fällen erfolgte ein sofortiger Stellenabbau.
Der IHK-Fachkräftemonitor zeigt, dass es gerade in Krisen wichtig ist, gut ausgebildete Fachkräfte zu halten. Demnach führen kurzfristige Schocks zwar zu einem Schrumpfen des Personalbedarfs, aber mittel- und langfristig wird dieser Effekt eingeholt.
Dies bestätigen auch zahlreiche Indizes. Der Fachkräfte-Index des britischen Personaldienstleisters Hays stürzte Anfang April 2020 unter die 100-Punkte-Marke. Bereits zum zweiten Quartal 2021 erholte sich dieser überproportional und kletterte auf 174 Punkte. Ähnliche Indizes zeigen die gleiche Dynamik. Umstrukturierungsmaßnahmen des Personalwesens sollten daher niemals das Gesamtbild außer Acht lassen.
Welche Faktoren beeinflussen die Nachfrage nach Fachkräften?
Wie auf anderen Märkten auch, stehen sich auf dem Arbeitsmarkt Angebot und Nachfrage gegenüber. Der Fachkräftemangel ist mit einem Nachfrageüberhang zu erklären.
Es lassen sich zwei Ursprünge bestimmen, die zu dieser Situation führen können. Zum einen könnte das Arbeitsangebot sinken. Das Arbeitsangebot hat einen langfristigen Charakter. Für Deutschland ist in diesem Zusammenhang der demografische Wandel relevant.
Die Arbeitsnachfrage hat zusätzlich einen kurzfristigen Charakter und lässt sich aus dem ökonomischen Verhalten der Unternehmen ableiten. Bei den kurzfristigen Veränderungen handelt es sich um konjunkturelle Schwankungen und Anpassungsvorgänge. Langfristige Gründe sind Tertiärisierung, Globalisierung und veränderte Arbeitsbedingungen.
Betrachtet man nun die Situation in Deutschland, wird schnell klar, warum wir mit einem Fachkräftemangel zu kämpfen haben. Arbeitsangebot und Arbeitsnachfrage verlaufen in Deutschland gegenläufig.
Der demografische Wandel sorgt langfristig für eine Verringerung des Arbeitsangebots. Globalisierung und technischer Fortschritt sorgen gleichzeitig für eine Erhöhung der Arbeitsnachfrage.
Das Problem des Fachkräftemangels scheint sich zu verschärfen. Die IHK Bayern beispielsweise rechnet mit einem Engpass von 600.000 Fachleuten im Jahr 2030 (siehe Grafik unten, Angaben in Mio.). In Anbetracht dessen erscheint es sinnvoll, frühzeitig geeignetes Personal aufzubauen.

Gestaltung der Nachfrage nach Fachkräften in verschiedenen Berufsgruppen
Obwohl alle Wirtschaftsbereiche von Fachkräftemangel betroffen sind, gestaltet sich die Nachfrage in den einzelnen Berufsgruppen sehr unterschiedlich. Besonders im Baugewerbe und in der IT-Branche mangelt es an Fachkräften.
Auffällig ist außerdem, dass kleine Unternehmen stärker von Fachkräftemangel betroffen sind als große Unternehmen. Ob die COVID-19-Pandemie für einen nachhaltigen Strukturbruch in der Nachfrage nach Fachkräften gesorgt hat, muss sich erst noch zeigen. Auffällig ist aber bereits, dass sich der Einzelhandel laut Fachkräfte-Index weiterhin auf einem abfallenden Ast befindet.
HR-Fachkräfte als besondere Profiteure der Erholung
Dass HR-Fachkräfte in diesem Umfeld stark gefragt sind, sollte nicht überraschen. Schließlich sind diese Fachkräfte für die Beschaffung weiterer Fachkräfte verantwortlich. Welche Tätigkeitsprofile besonders gefragt sind, haben wir für Sie analysiert.
Laut dem Fachkräfte-Index von Hays haben sich die Stellen für Recruiter am stärksten erholt. Im Vergleich zum zweiten Quartal des Vorjahres erhöhte sich der Index von 93 auf 214 Punkte. Außerdem waren HR-Business-Partner und Manager im Employer Branding gefragt.
Die Dynamik scheint nicht abzunehmen. Im Vergleich zum ersten Quartal dieses Jahres verzeichneten sämtliche Tätigkeitsprofile ein weiteres Wachstum. Am stärksten stieg diesmal der Bedarf nach Employer-Branding-Managern. Der Fachkräfte-Index verzeichnete in diesem Zeitraum ein sattes Plus von 88 Punkten.
Fazit: langfristige Strategien gegen Fachkräftemangel entwickeln
Die Corona-Pandemie hat kurzfristig für eine starke Veränderung der Nachfrage nach Fachkräften gesorgt. Dieser kurzfristige Schock war allerdings nicht nachhaltig. So gleichen sich die Nachfrage nach Fachkräften vor und nach der COVID-19-Pandemie immer mehr an.
In einigen Branchen übertrifft die Nachfrage nach Fachkräften bereits die Nachfrage vor der Pandemie. Der stetige demografische Wandel sowie ein steigender technischer Fortschritt sind in Deutschland Treiber für eine besondere Verschärfung des Fachkräfteproblems.
Ein besonderes Augenmerk sollten Unternehmen dabei auf ihre HR-Fachkräfte haben. Es liegt im Interesse der Unternehmen, sich mit diesem Problem zu beschäftigen und zusammen mit den Personalbereichen langfristige Strategien zu entwickeln.
Wie sind Ihre Erfahrungen zum Thema Fachkräftemangel in Ihrem Unternehmen? Hinterlassen Sie uns gerne einen Kommentar.
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- Kategorie: Recruiting, Corona, Allgemein
- 20. Oktober 2021
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