Hybride Teams führen: So meistern Sie diese Herausforderung
Die Corona-Pandemie hat der Digitalisierung einen enormen Schub verpasst. Aktuell stehen viele Unternehmen vor der Frage, welche Mitarbeitenden sie aus dem Homeoffice wieder an ihren Büroschreibtisch zurückholen und in welchem zeitlichen Rahmen andere Teammitglieder ihre Aufgaben weiterhin am Heimarbeitsplatz erledigen können.
In den meisten Fällen werden hybride Teams entstehen. Ein Teil der Mitarbeiter befindet sich also vor Ort, die anderen Teammitglieder arbeiten remote. Führungskräfte stehen nun vor der Herausforderung, diese gemischten Teams zu leiten.
Die folgenden Abschnitte zeigen, wie Sie hybride Teams erfolgreich führen und wo besondere Fallstricke lauern.
Führen – eine Aufgabe im stetigen Wandel
Menschen zu führen ist eine dynamische Aufgabe. Das gilt in der aktuellen Situation ganz besonders: Mitarbeitende und Führungskräfte haben sich erfolgreich an die virtuelle Zusammenarbeit angepasst. Laut einer Erhebung des Nürnberger Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsfeldforschung (IAB) will jedes fünfte Unternehmen in Deutschland die Möglichkeiten für Homeoffice und mobile Arbeit langfristig ausbauen (ZDFheute). Dies ist eine positive Entwicklung.
Gleichzeitig bedeutet das, dass Führungskräfte erneut vor große Veränderungen gestellt werden. Sie haben erste Erfahrungen mit der Leitung virtueller Teams gesammelt. Routinen konnten sie in der kurzen Zeit erst ansatzweise etablieren. Nun steht bereits der nächste Schritt an: Sie müssen lernen, hybride Teams zu führen.
Hybride Teams führen: Kommunikation und die Haltung der Führungskraft
Die wichtigsten Bausteine für nachhaltigen Führungserfolg von hybriden Teams stellen die Kommunikation und die Einstellung der Führungskraft dar. Virtuell findet Führung primär indirekt statt. Das bedeutet: Mitarbeitende müssen sich vor allem selbst steuern und organisieren. Die Teammitglieder im Firmenbüro dagegen arbeiten im klassischen Modus zusammen.
Herausforderungen bei der Führung hybrider Teams
1. Mitarbeiter zurück ins Büro bringen
Die Handlungs- und Entscheidungsspielräume im Homeoffice steigern die Zufriedenheit des Personals. Mitarbeitende, die ihren Heimarbeitsplatz nicht freiwillig aufgeben, könnten frustriert ins Büro zurückkehren und neidvoll auf die Homeoffice-Kollegen blicken.
Derartige Spannungen im Team müssen schnellstmöglich thematisiert werden. Schließlich müssen dauerhaft eingerichtete Heimarbeitsplätze den strengen Regeln des Arbeitsschutzgesetzes entsprechen. Der heimische Küchentisch oder das schnell eingerichtete Kellerbüro können das nicht.
Hier gilt es, einerseits Verständnis für die gesetzlichen Vorschriften zu schaffen. Gleichzeitig müssen die Bedürfnisse der Mitarbeitenden so weit wie möglich berücksichtigt werden. Nur dann kann man eine gemeinsame Lösung finden.
2. Neue Teammitglieder in hybriden Teams integrieren
Abteilungen, deren Mitglieder über Jahre zusammengewachsen sind und sich entsprechend gut kennen, finden schnell eine gemeinsame Basis. Anders ist dies bei Remote- oder hybriden Teams der Fall. Wie schaffen es Führungskräfte, einen Neuzugang ins hybride Team zu integrieren? Hier braucht es einen auf die Abteilung und den Aufgabenbereich zugeschnittenen Onboarding-Prozess.
Dazu gehört beispielsweise eine gemeinsame virtuelle Vorstellungsrunde – vielleicht mit einem Kennenlernspiel angeleitet von der Führungskraft. Gemeinsames Lachen lockert die Atmosphäre auf und bringt Menschen einander näher.
Ein persönliches Kennenlernen im Rahmen eines Vor-Ort-Meetings des gesamten Teams mit gemeinsamem Mittagessen stärken das Zugehörigkeitsgefühl und fördern das für Remote-Teams so notwendige Vertrauen ineinander.
3. Gemeinsame Erlebnisse und Austausch in hybriden Teams ermöglichen
Auf lange Sicht brauchen hybride Teams regelmäßig die Gelegenheit zu einem persönlichen Austausch. Dafür können Führungskräfte die inzwischen gut etablierten virtuellen Team-Events nutzen.
Egal ob es sich um eine gemeinsame Weihnachtsfeier aus dem Homeoffice bzw. dem Büro handelt oder die Mitarbeitenden ein spannendes Teambuildung-Event als Dankeschön für das Erreichen der gemeinsamen Ziele erhalten: Gemeinsame Erlebnisse stärken die Bindung untereinander, die Identifikation mit dem Unternehmen und halten die Motivation aufrecht. Schließlich sind nicht alle Teammitglieder gleichermaßen an den „Flurfunk“ angeschlossen.
An dieser Stelle ist von Ihnen als Führungskraft besondere Aufmerksamkeit gefordert. Sollten Sie Spannungen oder Ungleichgewichte zwischen Ihrem Personal vor Ort und den Remote-Mitarbeitenden bemerken, müssen Sie zeitnah reagieren. Nur so können Sie Störungen innerhalb des Teams vorbeugen. Dabei betreten Sie größtenteils unbekanntes Terrain und müssen sich bei Bedarf selbst weiterbilden und untereinander austauschen.
4. Haltung gegenüber den einzelnen Mitarbeitenden
Der klassische Arbeitsalltag vor der Pandemie forderte von Führungskräften bereits, dass sie die unterschiedlichen Persönlichkeiten, Stärken und Schwächen ihrer Mitarbeitenden ausbalancieren. Durch das Arbeiten im Homeoffice mussten sie einen Großteil ihrer direkten Kontrolle abgeben. Die direkte Kontrolle wurde durch eine Mischung aus Vertrauen und Regeln ersetzt.
Wie können Führungskräfte nun hybride Teams führen? Idealerweise gelingt es, das aufgebaute Vertrauen in das gesamte Team zu erhalten und zu stärken. Nur weil ein Teammitglied wieder im Büro sitzt, muss es nicht stärker kontrolliert werden als Kollegen am Heimarbeitsplatz. Empfinden Mitarbeitende Kontrolle als unausgewogen, entsteht Unzufriedenheit und die erhöht das Konfliktpotenzial.
Hybride Teams: Zählt Anwesenheit oder Leistung?
Hier noch ein ausführlicherer Blick auf das Thema „Kontrolle“. Klar können Führungskräfte die Remote-Mitarbeitenden nicht so einfach kontrollieren. Wird Kontrolle rein über die Überprüfung der Arbeitszeit ausgeübt und kann die Führungskraft die Leistung der einzelnen Teammitglieder nicht einschätzen, besteht Handlungsbedarf.
Führungskräfte im digitalen Zeitalter müssen ihr Mindset anpassen. Der Taylorismus, der das Industriezeitalter formte, funktioniert nicht mehr. Heute stehen Empathie, Vertrauen und Selbstverantwortung im Mittelpunkt.
Um als Führungskraft die Kontrolle zu reduzieren, helfen klare Zielvereinbarungen mit den einzelnen Mitarbeitenden. Sie geben beiden Seiten Orientierung und schaffen eine eindeutige Grundlage zur Leistungsbeurteilung.
Hybride Teams führen - aktiv kommunizieren
Eine Führungskraft übernimmt immer mehr die Rolle des Begleiters. Sie muss den Informations- und Kommunikationsfluss aufrecht halten. Die Gelegenheiten für informelle Gespräche nach einem Meeting, am Kaffeeautomaten oder in der Kantine fehlen.
Deshalb müssen Sie aktiv und regelmäßig versuchen, dem Team Gesprächsangebote unterbreiten. Freiwilligkeit steht dabei im Vordergrund. Verpflichtende Termine werden schnell als Belastung wahrgenommen und verfehlen den gewünschten Effekt.
Laden Sie regelmäßig zum virtuellen Austausch auf freiwilliger Basis ein. Wer ein Anliegen hat, klinkt sich in die Runde ein. Und: Konstruktive Kritik und Lob kommen auch per Telefon oder via Zoom beim Empfänger an. Nutzen Sie alle Kanäle.
Fazit: Hybride Teams benötigen Zeit
Als Führungskraft eines hybriden Teams übernehmen Sie die Rolle eines Begleiters und sorgen für einen stetigen Kommunikationsfluss. Vertrauen und Selbstverantwortung ersetzen die engmaschige Kontrolle. Erlauben Sie sich und Ihrem Team Fehler zu machen, schließlich müssen Sie gemeinsam in die neuen Bedingungen hineinwachsen.
Welche Strategien haben Sie in Ihrem Unternehmen, hybride Teams zu führen? Teilen Sie uns gerne Ihre Tipps oder Erfahrungen in den Kommentaren mit!
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- Kategorie: Personalführung, Homeoffice
- 13. Dezember 2021
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