In letzter Zeit ist das Konzept des „Quiet Quittings“ oder „stillen Ausstiegs“ geradezu im Medienuniversum explodiert.
Der große Knall begann auf TikTok mit einem Video, das von einem 20-jährigen Ingenieur namens Zaid Khan hochgeladen wurde. Khan erzählt in einem 17-sekündigen Video, das Millionen von Menschen auf die Idee gebracht hat, vom Konzept des Quiet Quittings.
„Kürzlich habe ich den Begriff des Quiet Quittings kennengelernt, bei dem man nicht direkt seinen Job kündigt, sondern die Idee aufgibt, mehr zu tun, als man muss“, sagt Khan.
„Man erfüllt immer noch seine Pflichten, aber man unterwirft sich nicht mehr der Mentalität der Hustle-Kultur, die besagt, dass die Arbeit dein Leben sein muss. Und es ist tatsächlich nicht so – dein Wert als Mensch wird nicht durch deine Arbeit definiert.“
Beim stillen Ausstieg geht es also nicht wirklich ums Aufhören. Es ist eher eine Philosophie, die darauf abzielt, bei der Arbeit das absolute Minimum zu tun.
Ein besorgniserregender Trend für alle Arbeitgeber – wie können Sie dagegen vorgehen? ⬇️
Inhalt
- Was ist Quiet Quitting?
- Quiet Quitting und innere Kündigung: Wo liegt der Unterschied?
- Woher stammt der Trend und ist er überhaupt neu?
- Was sind die Ursachen und Gründe des Quiet Quittings bei Mitarbeitern?
- Warum ist Quiet Quitting gerade so beliebt?
- Wie sollten Arbeitgeber das Problem Quiet Quitting angehen?
- Fazit
Was ist Quiet Quitting?
Beim Quiet Quitting handelt es sich um eine besonders schwache Arbeitsmoral. Wie der Name bereits vermuten lässt, geht es darum, still und leise abzuschalten. Ein Mitarbeiter, der immer nur so viel macht, wie unbedingt nötig, wird als Quiet Quitter bezeichnet.
Beispiel: Wenn etwa nur eine Akte pro Stunde bearbeitet werden soll (als Richtlinie) und man jedoch bereits nach 10 Minuten schon fertig ist, wird man als Quiet Quitter freiwillig keine zweite Akte mehr anfangen, bis die Stunde um ist. In der Zwischenzeit wird lieber still (und meist heimlich) irgendetwas Unproduktives gemacht.
Es wird also nur das erfüllt, was im Arbeitsvertrag festgelegt wurde. Anderen Mitarbeitern zu helfen, auch mal länger im Büro (oder in der Fabrik) zu bleiben, um ein schwieriges Problem zu lösen oder aber dem Chef freiwillig zu noch mehr Erfolg verhelfen, wird beim Quiet Quitting abgelehnt.
Ein Mitarbeiter, der jahrelang vorbildliche Arbeit geleistet hat und dann plötzlich von einem Tag auf den anderen nur noch das Nötigste tut, hat oftmals einen (aus seiner Sicht) guten Grund dazu.
Quiet Quitting und innere Kündigung: Wo liegt der Unterschied?
Beim Quiet Quitting handelt es sich um etwas anderes, als bei der inneren Kündigung. Bei der inneren Kündigung hat ein Mitarbeiter (bzw. Angestellter) in Gedanken bereits gekündigt und sehnt sich nach einem anderen Arbeitsplatz. Derjenige arbeitet also nicht besonders gut, und zwar weil es ihm egal ist, ob er gefeuert wird, da er ohnehin gedanklich bereits gekündigt hat.
Beim Quiet Quitting arbeitet derjenige zwar auch recht ineffizient, jedoch nicht, weil er unbedingt einen anderen Job haben möchte. Der Quiet Quitter mag etwa nach einem bestimmten Ereignis oder einer Entscheidung im Unternehmen seinen Chef plötzlich nicht und missgönnt ihm somit jeden Fortschritt. Aus diesem Grund wird dann still und leise abgeschaltet während der Arbeit und absichtlich langsamer gearbeitet.
Woher stammt der Trend und ist er überhaupt neu?
Beim Quiet Quitting handelt es sich nicht unbedingt um etwas absolut Neuartiges. Richtig bekannt wurde dieses Phänomen aber erst dank etlicher viraler Videos auf TikTok. Die Generation Z (also alle, die nach 1990 und vor 2010 geboren wurden) hat das Quiet Quitting berühmt gemacht.
Neu ist diese lasche Arbeitsmoral keineswegs. Schon immer gab es schwarze Schafe im Betrieb, die nicht an den gemeinsamen Wachstum glauben, sondern nur an den eigenen. Dafür gibt es meist viele verschiedene und vor allem persönliche Gründe.
Was sind die Ursachen und Gründe des Quiet Quittings bei Mitarbeitern?
Wenn der Chef etwa anfängt zu verlangen, dass man seinen gesamten Tag im Bürogebäude verbringt, das Firmenfitness-Studio nutzt und immer nur in der Firmenkantine speist, wird es einigen irgendwann zu viel.
Mit dem Quiet Quitting wird also passiv aggressiv versucht, dem Chef aufzuzeigen, dass man nicht daran interessiert ist, mehr zu machen, als im Vertrag steht. Man zeigt ihm dadurch die Gelbe Karte und signalisiert, dass man auch ein Privatleben außerhalb der Arbeit führen möchte.
Manchmal ist aber auch ein Burnout daran schuld, dass jemand sich dazu entschließt, auf der Arbeit nicht mehr Vollgas zu geben. Der Grundgedanke ist hier, dass man mehr auf seine Gesundheit achtet und nicht mehr versucht, diese durch kontinuierliche Top-Leistungen zu gefährden.
Weiterhin ist es auch nicht sonderlich förderlich, wenn der Chef beispielsweise einen Mitarbeiter ständig (oder gar grundlos) anschreit oder anderweitig denunziert. Für solch einen Chef könnte der Angestellte eine starke Abneigung entwickeln, die sogar so weit gehen kann, als dass er anfängt dem Unternehmen still und heimlich zu schaden.
Warum ist Quiet Quitting gerade so beliebt?
Die Quiet Quitting Videos in den sozialen Medien und insbesondere auf TikTok sind belustigend und unterhaltsam. Allein der Grundgedanke, die Arbeit nicht ernst zu nehmen und dort mehr Spaß haben zu wollen, ist vor allem für Jugendliche einleuchtend.
Es verhält sich hier ungefähr so, wie damals in der Schule. Hier zeigten auch die Mitschüler, die möglichst wenig Einsatzbereitschaft befürworten oder für die Versetzung gerade noch ausreichende Leistungen erbringen, ungefähr dasselbe Verhaltensmuster. Dies spricht sich in der Klasse herum und wenn der Quiet Quitter ansonsten beliebt ist, ahmen ihn andere Mitschüler nach.
Auch in den sozialen Medien zeigt sich dieser Wunsch nach Gruppenzugehörigkeit. Wenn es also plötzlich cool oder trendy ist, als Quiet Quitter auf der Arbeit nur so wenig wie möglich zu machen, werden andere (meist junge Menschen) diesem Trend folgen und das Verhalten nachahmen wollen. Die Likes, die man dann dafür erntet, bekräftigen den Gedanken, dass es das Richtige ist.
Wie sollten Arbeitgeber das Problem Quiet Quitting angehen?
Als Arbeitgeber bemerkt man derartige Leistungseinbußen recht schnell, denn immerhin war es vorher anders. Jemanden gleich zu entlassen ist nicht besonders sinnvoll, denn immerhin macht derjenige genau das, was im Arbeitsvertrag steht.
In einem solchen Fall sollte man erstmal abwarten und schauen, ob der Arbeitseifer nicht wieder von allein zurückkehrt. Geschieht dies auch im zweiten (oder dritten) Arbeitsmonat nicht, sollte man sich Gedanken darüber machen, wieso der Mitarbeiter plötzlich nicht mehr an Hochleistung interessiert zu sein scheint.
Es ist in jedem Falle verkehrt, direkt von Faulheit oder Rebellion auszugehen. Manchmal sind es recht simple Gründe, die einem Mitarbeiter die Motivation rauben. Wurde er zum Beispiel an einen anderen Tisch gesetzt und wird nun durch eine äußerst attraktive Kollegin abgelenkt? Investiert er also seine Zeit nun anders?
Kann es sein, dass Sie als Arbeitgeber dem plötzlichen Quiet Quitter Unrecht getan haben? Eventuell bezahlen Sie ihm trotz herausragender Leistung nicht genug oder haben sogar sein Gehalt gekürzt? Haben Sie ihm zu wenig Anerkennung für seine tollen Leistungen gezeigt?
All diese Probleme lassen sich am besten lösen, wenn man diese geschickt angeht. Wenn die Leistungen des Quiet Quitters sich also von allein nicht verbessern, sollte man den nächsten Schritt gehen. Mitarbeitergespräche sind zum Beispiel eine tolle Möglichkeit, das Problem zu ermitteln und an Ort und Stelle zu lösen.
In einem solchen Gespräch kann man sich nämlich etwa fürs Anschreien entschuldigen und die Sache somit aus der Welt schaffen. Hierfür nimmt man sich als Arbeitgeber für jeden einzelnen Mitarbeiter etwas Zeit und hört sich an, was er zu sagen hat. Handelt es sich um ein besonders großes Unternehmen, so bieten sich auch Umfragebögen an. Hier können Ihre Angestellten (eventuell sogar auch anonym) Ihnen ganz genau mitteilen, was sie stört.
Quiet Quitter wollen manchmal Anerkennung
Oftmals reicht es einem motivierten und fähigen Mitarbeiter, wenn er für seine tolle Arbeit die Anerkennung erhält, die er sich durch seine harte Arbeit verdient hat. So könnte ein besonders tüchtiger Angestellter zum Mitarbeiter des Monats gekürt werden, wenn er grüne Zahlen schreibt. Hängt dann sein Bild an der Wand, wird er sich mit Sicherheit geehrt fühlen und weiterhin gerne zur Arbeit kommen.
Was ist jedoch, wenn sich jemand besonders viel Mühe gibt und trotzdem keinerlei Sonderleistungen erhält? Richtig: Derjenige wird irgendwann aufgeben und aus Trotz zu einem Quiet Quitter werden. Aus diesem Grund ist es besonders wichtig, seine Mitarbeiter zu schätzen und die besonders guten regelmäßig zu belohnen.
Setzen Sie optionale Aufstiegsmöglichkeiten
Wer keine Lust daran hat, Mitarbeiter des Monats zu werden, der wird sich auch nicht dafür aufopfern. Allein schon die Option, dass es Aufstiegsmöglichkeiten gibt, die transparent veranschaulicht werden, wird einige Quiet Quitter bereits besänftigen und motivieren.
Man sollte also am besten an einer großen Tafel veranschaulichen, dass ab einer bestimmten Leistung eine Aufstiegsmöglichkeit im Betrieb besteht (mit einer besseren Bezahlung). Wer zum Beispiel 10 Autos im Monat verkauft, wird daraufhin mit einem größeren Einzelbüro belohnt oder aber erhält ab dem nächsten Monat eine höhere Provision pro Vertragsabschluss.
Spezielle Privilegien oder Gehaltserhöhungen
Ziehen Sie sich als Arbeitgeber die Schuhe Ihrer Angestellten an und versetzen Sie sich in ihre Lage. Wer besonders hart arbeitet, hat irgendwann eine Beförderung verdient. Immerhin hat dieser Mensch oftmals nur aus diesem Grund derart gute Arbeit geleistet und nicht etwa, weil er Ihnen als Arbeitgeber besonders viele Gewinne gönnt.
Wenn das nicht infrage kommt, könnten auch spezielle Privilegien, wie z. B. mehr Urlaubstage oder aber ein größeres Büro für einen zufriedenen Angestellten sorgen. Das Wichtigste ist, dass man die freiwillig erbrachte Mehrarbeit nicht einfach ignoriert und irgendwann auch honoriert.
Seien Sie als Arbeitgeber etwas lockerer
Sie müssen zwar nicht „auf Kumpel machen“, aber können trotzdem zu einem beliebten Chef werden. Für einen beliebten Chef setzen sich die Mitarbeiter gerne ein und gönnen ihm auch seine Gewinne.
Auch hier gilt es, sich als Arbeitgeber selbst zu fragen: Wie würde ich mich in einer bestimmten Situation fühlen? Treten Sie nämlich zu hart und unmenschlich auf, werden die Mitarbeiterdiebstähle und Kritzeleien auf den Toiletten zunehmen und auch der Arbeitseifer wird abnehmen.
Fällt es Ihnen schwer als liebenswerter Chef aufzutreten, so nehmen Sie im Idealfall an Kursen teil, um dies zu erlernen. In einem harmonischen Betrieb gibt es nämlich in den meisten Fällen kaum oder gar keine Quiet Quitter, die Ihnen schaden könnten.
Fazit: Quiet Quitting ernst nehmen und frühzeitig reagieren
Alles in allem ist das Quiet Quitting keine echte Neuheit. Dank der sozialen Medien wurde dieses Phänomen jedoch nun endlich bekannt und das ist in jedem Falle als Fortschritt zu betrachten.
Nun kann man sich nämlich Gedanken darüber machen, wie Quiet Quitting bekämpft werden soll. Im Gegensatz zum produktiven „Hustlen“ (also so viel wie möglich zu machen), ist das Quiet Quitting nicht sonderlich förderlich für das jeweilige Unternehmen und auch nicht für die Menschheit im Allgemeinen.
Im schlimmsten Fall sprechen sich alle Mitarbeiter ab und jeder tut von einem Tag auf den anderen plötzlich nur noch die Hälfte auf der Arbeit. Solche Aktionen können einem Unternehmen schaden und es sogar gänzlich zerstören. Aus diesem Grund sollte jeder Arbeitgeber das Quiet Quitting ernst nehmen und möglichst zeitnah kontern.
Haben Sie noch Tipps, wie man gegen das Quiet Quitting vorgehen kann? Wir freuen uns auf Ihren Kommentar. ⬇️
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Bildquelle: „Mitarbeiterin schminkt sich am Arbeitsplatz“ ©ANRproduction – istockphoto.com
- Kategorie: Personalführung, Allgemein
- 22. November 2022
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