Überlastungen bei Mitarbeitern erkennen: Das sollten Sie als Arbeitgeber wissen
Die aktuelle Stressstudie der Techniker Krankenkasse zeigt: Seit 2013 steigt das Stresslevel von Jahr zu Jahr. 2021 fühlte sich jede vierte Person häufig gestresst.
Dabei variiert das Stresslevel zwischen den Geschlechtern. Bei den Männern fühlt sich jeder Fünfte extremen Stress ausgesetzt, bei Frauen sogar jede Dritte.
Betroffene berichten von körperlichen Gesundheitsproblemen (Rücken- und Kopfschmerzen) sowie von psychischen Beschwerden wie Erschöpfung.
Stress tritt dann auf, wenn Menschen im Job überlastet sind. 😮💨 Wir haben Ihnen Wissenswertes rund um dieses Thema zusammengestellt.
Erfahren Sie, wie sich Überlastungen bemerkbar machen und was eine Überlastungsanzeige bewirken sollte. ⬇️
Inhalt
Anzeichen von Überlastungen
Überlastungen können sich unterschiedlich äußern. Die Mitarbeiter sind unterschiedlich und reagieren ungeduldig oder aggressiv.
Psychische Überlastungen können sich in folgenden Symptomen äußern:
- Nervosität, Unruhe,
- Energiemangel, Müdigkeit,
- verringerte Konzentrationsfähigkeit,
- schwächere Gedächtnisleistungen,
- Gereiztheit,
- Schuldgefühle, Schuldzuweisungen,
- Angst,
- Niedergeschlagenheit, Freudlosigkeit,
- Gefühl der Wertlosigkeit, Depressionen
Körperliche Symptome können sich beispielsweise äußern in:
- häufige Infekte,
- häufige Krankschreibungen,
- Kopfschmerzen,
- Rückenschmerzen,
- Magen-Darm-Beschwerden,
- Herzrasen ohne Erkrankung,
- Hautprobleme,
- Schlafstörungen etc.
Die Gesetzeslage
Nach § 15 des Arbeitsschutzgesetzes haben Arbeitnehmer für ihre Sicherheit und Gesundheit bei der Arbeit zu sorgen.
Nach § 16 hat der Arbeitnehmer Überlastungen gegenüber dem Vorgesetzten anzuzeigen, die zu einer Gefährdung der Gesundheit und zur Beeinträchtigung von Sicherheit führen können.
Gemeinsam mit dem Betriebsarzt und der Fachkraft für Arbeitssicherheit sind für die Sicherheit und den Gesundheitsschutz der Beschäftigten Lösungen zu finden.
Überlastungen müssen angezeigt werden
Trotz allem ist der Arbeitnehmer angehalten, seine Arbeit im größtmöglichen Umfang weiterhin zu leisten.
Ohne Überlastungsanzeige kann der Arbeitgeber eine Abmahnung wegen häufiger Fehler erteilen. Unter Umständen wird der Arbeitnehmer sogar schadenersatzpflichtig.
Der Arbeitnehmer ist daher verpflichtet, die Überlastungsanzeige an seinen Arbeitgeber stellen.
Der Arbeitgeber muss sodann auf eine Überlastungsanzeige reagieren.
Das entbindet ihn nicht, schon im Vorfeld eine Überlastung der Mitarbeiter gar nicht erst entstehen zu lassen.

Was sollte in einer Überlastungsanzeige stehen?
Es sind für fast jeden Berufsbereich Muster für eine Überlastungsanzeige im Internet zu finden.
Für einen eventuellen Schadensfall muss eine gewisse Sachform eingehalten
werden.
Enthalten sein sollten daher die Punkte:
- Name des Mitarbeiters,
- betroffene Arbeitsbereiche,
- konkrete Beschreibung der Situation,
- Benennung der Überlastungsmerkmale wie zu lange Arbeitszeiten, keine
Pausen, Ursachenschilderung, mangelnde Personalausstattung usw. - dienstliche Folgen wie längere Bearbeitungsdauer, Fristversäumnis, Kundenbeschwerden, verminderte Qualitätsstandards usw.
- persönliche Folgen wie Erkrankungen aufgrund von Stress usw.
- Was hat der betroffene Mitarbeiter unternommen zur Verbesserung der
Situation? - Aufzählung der Arbeiten, die nicht erledigt werden konnten,
- Verknüpfung mit Qualitätsmanagement,
- Unterschrift.
Ursachen von psychischen Überlastungen am Arbeitsplatz
Zu den Pflichten eines Arbeitgebers gehört unter anderem, dafür Sorge zu tragen, seine Mitarbeiter vor Überlastungen zu schützen.
Mögliche Gründe für Überlastungen könnten sein:
- berufsfremde Tätigkeiten,
- stark reduzierte Mitarbeiterzahl,
- zusätzliche Verwaltungstätigkeiten,
- zusätzliche sonstige Vorrichtungen,
- über dem Durchschnitt liegendes Arbeitspensum durch akuten Mehraufwand und stark reduzierte Mitarbeiterzahl
- seit Wochen unbesetzte Stellen etc.
Zu viel Stress am Arbeitsplatz ist – wie bereits eingangs erwähnt – oft die Ursache für nachfolgende Erkrankungen der Arbeitnehmer, die zulasten des Betriebes gehen.
Daher ist der Arbeitgeber gut beraten, die Quellen von Stress so gering wie möglich zu halten.
Zunächst muss er die Ursachen analysieren, um gezielt entgegenwirken zu können. Er muss unterscheiden, ob der betroffene Arbeitnehmer der gestellten Aufgaben nicht gewachsen ist oder ob tatsächlich ein vermehrter betriebsbedingter Stress vorliegt.
Folgende Punkte treten hierbei besonders hervor:
1. Soziale Quellen
Zur Bewältigung der Arbeiten ist immer eine gute Kommunikation notwendig. Darin liegt aber auch ein großes Potenzial für psychische Belastungen am Arbeitsplatz.
Keine oder nur unangemessene Rückmeldungen hinsichtlich der Aufgaben und Erfolge belasten die Arbeitnehmer zusätzlich.
Wenn positives Verhalten und gute Leistungen nicht gewürdigt werden, senkt das unter Umständen dauerhaft die Motivation an der Arbeit.
Der Arbeitgeber kann diese Stressquelle vermeiden, indem er monatlich ein Feedbackgespräch durchführt und für gute Arbeit regelmäßig sein Lob ausspricht und Anerkennung zeigt.
Ebenso positiv wirkt sich ein Mitspracherecht am Arbeitsplatz aus. Uninformiertheit und Frust sind Nährboden für psychische Belastungen am Arbeitsplatz.

2. Arbeitsaufgaben
Mitunter sehen sich die Beschäftigten anhand der Menge der Aufgaben überfordert. Sie befürchten, diese in der vorgegebenen Arbeitszeit nicht bewältigen zu können. Arbeitnehmer legen hier oft Überstunden ein, obwohl sie nicht dazu aufgefordert wurden.
Bei einem solchen Dauerzustand kommt es zu einem Ungleichgewicht zwischen erforderlicher Erholungsphase und psychischer Belastung.
Oft treten solche Erscheinungen in Großraumbüros auf, wo es kaum Rückzugsmöglichkeiten gibt. Der Arbeitnehmer ist der ständigen Beobachtung und einem gewissen Lärm ausgesetzt. Hier muss der Arbeitgeber nach dem Arbeitsschutzgesetz handeln und Gegenmaßnahmen ergreifen.
Es ist auch im Interesse des Unternehmens, dass die Aufgaben nicht lückenhaft oder fehlerhaft erledigt werden. Die durch die Arbeitsbedingungen verursachten Überlastungen erhöhen die Fehlerquote und lassen die Leistungskurve sinken. Aber auch das Gegenteil ist der Fall.
Unterforderungen wirken sich ebenso negativ auf das Arbeitsklima aus. Dem abhelfen kann eine angemessene Personal- und Aufgabenplanung von Seiten des Unternehmens.
3. Probleme mit der Arbeitsumgebung
Die Anwesenheit in einem Arbeitsumfeld dauert in der Regel 8 bis 9 Stunden. Darin sollte sich der Arbeitnehmer wohlfühlen, damit er seine Arbeitsaufgaben angemessen erledigen kann. Der Unternehmer, der den Arbeitsschutz wahrt, muss auf die Beschaffenheit der Räumlichkeiten achten.
Das betrifft auch besonders den Sommer mit hohen Temperaturen. Steht keine Klimaanlage zur Verfügung, sind alternative Maßnahmen zu ergreifen. Es ist ausreichend Trinkwasser zur Verfügung zu stellen und gegebenenfalls eine morgendliche Lüftung durchzuführen.
Empfehlenswert ist auch eine Arbeitszeitverteilung auf nicht zu warme
Tagesabschnitte. Jalousien zur Sonnenabschirmung sind notwendig, besonders bei sehr heißen Außentemperaturen.
Dafür ist die Arbeitsstättenverordnung mit genauen Vorschriften bezüglich der Temperaturen am Arbeitsplatz einzuhalten.
Wenn ein konzentriertes Arbeiten nicht möglich ist, nimmt die psychische Belastung ebenfalls zu. Der Bürolärm kann ebenfalls zu höheren psychischen Belastungen führen. Hier gelten eigene Unternehmensrichtlinien, um eine dauerhafte Konzentration zu ermöglichen.

4. Fehler in der Arbeitsorganisation
Jobs mit häufigem Kundenkontakt werden von dauerhaften Unterbrechungen der eigenen Arbeit hinsichtlich des Arbeitsschutzes enorm belastet.
Kundenberater beispielsweise tappen hier in eine Stressfalle und sind durch die ständige persönliche und telefonische Kundschaft einer ständigen Belastung ausgesetzt.
Sind zu viele Kontaktunterbrechungen gleichzeitig vorhanden, leidet aber die Beratungsqualität an Zeit und Intensität.
Daher ist es für Unternehmensleiter notwendig, die Problematik mit folgenden Maßnahmen zu lösen:
- Prioritäten klar definieren: z. B. Telefongespräche zuerst vor wartenden
Kunden usw. - Störfaktoren minimieren: Dazu gehören schrille Klingelgeräusche, stumm
schalten und auf Rückrufe setzen usw. - Aufgaben auf mehrere Mitarbeiter besser verteilen.
Die Arbeitnehmer dürfen auch hier selbst aktiv werden. Um die Gesundheit zu schonen, darf sich der Arbeitnehmer nicht aus der Ruhe bringen lassen.
Hilfreich ist dabei oft ein persönliches Entspannungstraining. Ein zu viel an Verantwortung kann ebenfalls besser verteilt werden, damit kein Verantwortungsdruck entsteht, der der Gesundheit schadet.
Das Unternehmen kann dem Mitarbeiter auch hohe Handlungsspielräume gewähren. Der Arbeitgeber muss sicherstellen, dass der Beschäftigte den Aufgaben, die ihm obliegen, auch wirklich gewachsen ist.
Die Folgen von konstantem psychischen Stress
Bei konstantem übermäßigen Stress treten eine Vielzahl von negativen Konsequenzen auf.
Während sich die körperliche Überforderung irgendwann in körperlichen Schäden mit Krankheitssymptomen zeigen, kann der konstante psychische Stress zu folgenden Erscheinungen führen:
- Burn-out,
- Alkoholismus,
- chronische Schmerzen usw.
Die Pflicht eines jeden Arbeitgebers ist die Evaluation psychischer
Belastungen am Arbeitsplatz. Der Arbeitgeber folgt hier sinnvoll einem 7–Punkte-Plan:
- Erkennen von Tätigkeiten und Bereichen mit hohem Belastungsrisiko,
- Ermittlung der genauen Belastungen anhand von Checklisten, Feedbacks
etc. - Auswertung und Beurteilung,
- Maßnahmen-Entwicklung und Maßnahmen-Umsetzung.
- Wirksamkeitskontrollen,
- Aktualität und Dauerhaftigkeit,
- Dokumentation nach § 6 des Arbeitsschutzgesetzes.
Fazit: Evaluation psychischer Belastungen ist zentral
Überlastungen bei Mitarbeitenden können sich in körperlichen und psychischen Symptomen ausdrücken. Dabei können Überlastungen ihre Ursache in sozialen Quellen, Arbeitsaufgaben, Arbeitsumgebung und die Arbeitsorganisation haben.
Die Arbeitnehmer müssen dem Vorgesetzten Überlastungen in Form einer Anzeige mitteilen, bei der eine gewisse Sachform einzuhalten ist.
Arbeitgeber sollten einen 7-Punkte-Plan verfolgen, um psychische Belastungen am Arbeitsplatz zu evaluieren, Hilfe anzubieten und präventive Maßnahmen zu ergreifen.
Wie versuchen Sie, Überlastungen bei Ihren Mitarbeitern zu vermeiden? Teilen Sie uns gerne Ihre Erfahrungen mit! ✍️
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- Kategorie: Arbeitsrecht, Gesundheit
- 21. Juli 2022
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