Wie fördere ich die psychische Gesundheit am Arbeitsplatz?
Welche Dimensionen psychische Erkrankungen in der Arbeitswelt einnehmen, ist an einer Zahl abzulesen: Im Jahr 2019 entfielen 17,1 Prozent aller Krankschreibungen auf psychische Ursachen. Damit nehmen sie nach den Muskel- und Skeletterkrankungen den zweiten Platz auf der Liste der häufigsten Gründe für Fehltage ein. Für Unternehmen bedeutet das enorme wirtschaftliche Einbußen.
Erschwerend kommt hinzu: Belastende Arbeitsbedingungen und unzufriedene Beschäftigte schädigen auch das Firmenimage. Viele Unternehmen erkennen inzwischen, wie bedeutsam das seelische Wohlbefinden für die produktive Arbeit ist. Die Bereitschaft steigt, etwas zu ändern.
Mit welchen Maßnahmen lässt sich die psychische Gesundheit am Arbeitsplatz fördern? Das und mehr erfahren Sie in diesem Artikel.
Raus aus der Tabuzone - psychische Gesundheit am Arbeitsplatz thematisieren
Seit 2013 ist die „Gefährdungsbeurteilung psychischer Belastungen“ Bestandteil des Arbeitsschutzgesetzes. Jedes Unternehmen ist dazu verpflichtet, die Arbeitsbedingungen auf besondere psychische Belastungen zu überprüfen. Hierzu stehen verschiedene Verfahren bereit, wie Fragebögen, Beobachtung und Interviews oder Workshops. Stellen sich Arbeitsplätze als belastend heraus, besteht die Pflicht, Maßnahmen dagegen einzuleiten. Es lohnt sich jedoch, diese bereits präventiv einzuführen und nicht erst, wenn zwingender Handlungsbedarf besteht.
Was in der Theorie schlüssig klingt, ist in der Praxis oft schwierig. Angst vor Stigmatisierung oder davor, dass seelische Probleme als individuelle Schwäche ausgelegt werden, erschweren den Umgang mit der Thematik. Damit die psychische Gesundheit am Arbeitsplatz erfolgreich gefördert werden kann, muss jeder Beschäftigte ein Bewusstsein dafür entwickeln. Vertrauen spielt dabei eine wesentliche Rolle. Um das zu erreichen, ist eine umfangreiche Aufklärung und offene Kommunikation nötig. Wenn Führungskräfte mit gutem Beispiel vorangehen, lässt sich die Akzeptanz für Maßnahmen deutlich erhöhen.

Gesundheitsrisiko Stress: Ursachen erkennen und reduzieren
E-Mails im Minutentakt, Abgabetermine rücken bedrohlich näher, Vorgesetzte machen Druck und pausenlos klingelt das Telefon: Stress zählt zu den größten Belastungen im Berufsalltag. Nicht immer wirkt er sich negativ aus: Positiver Stress kann auch als Ansporn wahrgenommen werden. Schädliche Folgen entstehen erst, wenn die Anforderungen einer Stelle dauerhaft nicht zum Leistungspotential des Stelleninhabers passen. Dabei löst nicht nur ein zu hohes Arbeitspensum Stress aus, Langeweile und Unterforderung wirken ebenso belastend. Für Unternehmen gibt es zwei mögliche Stellschrauben, um Belastungen zu reduzieren:
- Arbeitsbedingungen ändern
- Ressourcen bei den Beschäftigten erhöhen
Arbeit ist ein dynamischer Prozess und einem stetigen Wandel unterlegen. In vielen Fällen entsteht Stress durch Organisationsmängel, weil Abläufe veraltet oder Prozesse nicht optimiert sind. Ein schlechter Informationsfluss oder eine unklare Zielsetzung bremsen die Produktivität. Das Umstrukturieren von Aufgaben kann helfen, überforderte Beschäftigte zu entlasten und unterforderte Mitarbeiter mit neuen Tätigkeiten zu motivieren. Auch äußere Reize (wie Lärm, Enge, schlechtes Licht) können Stress erzeugen und die Konzentration stören. Hier schaffen bauliche Maßnahmen Abhilfe.
Persönliche Ressourcen erleichtern den Beschäftigten mit Stresssituationen umzugehen. Damit die Anforderungen der Tätigkeit gemeistert werden, helfen ein sorgfältiges Einarbeiten sowie regelmäßige Fort- und Weiterbildungen. Gut ausgebildete, kompetente Arbeitnehmer sind deutlich seltener überfordert.
Genügend Ausgleich zum Stress stärkt ebenso die Ressourcen. Hier bieten sich zum Beispiel ein Entspannungstraining und Sportprogramme an. Aber auch flexible Arbeitszeiten, die eine gute Work-Life-Balance erlauben, fördern die Erholung. Eine weitere Möglichkeit ist, den Mitarbeitern Strategien zur Stressbewältigung an die Hand zu geben. Damit lassen sich falsche Denkmuster aufspüren und stressfördernde Verhaltensmuster eliminieren.
Wie lässt sich das Wohlbefinden der Beschäftigten steigern?
Zufriedene Beschäftigte sind motivierter, produktiver und psychisch gesünder. Obwohl das Wohlbefinden ein sehr individueller Faktor ist, werden bei branchenübergreifenden Umfragen immer ähnliche Punkte genannt, die zur Zufriedenheit beitragen. Dazu gehören:
- Handlungs- und Entscheidungsspielraum: Eigene Entscheidungen treffen zu dürfen und einen gewissen Handlungsspielraum bei der Arbeit zu haben, wirkt sich positiv auf die Beschäftigten aus. Zu starre Vorgaben verstärken hingegen das Gefühl, keine Kontrolle zu haben.
- Persönliche Entwicklungsmöglichkeiten: Die meisten Beschäftigten wünschen sich, im Rahmen ihrer Fähigkeiten gefördert zu werden und berufliche Perspektiven zu haben.
- Unterstützung: Hilfe zu erhalten und diese auch einfordern zu dürfen, gibt Sicherheit und baut Ängste ab.
- Anerkennung und Wertschätzung: Wenn gute Leistungen nicht als selbstverständlich hingenommen werden, sondern gelobt und belohnt werden, steigt die Zufriedenheit.
Das soziale Miteinander hält die psychische Gesundheit aufrecht

Soziale Strukturen haben einen immensen Einfluss auf die psychische Gesundheit am Arbeitsplatz – positiv wie negativ. Ein gutes Gemeinschaftsgefühl trägt entscheidend zum Wohlbefinden bei, während soziale Konflikte mit Vorgesetzten und/oder Kollegen eine massive Belastung darstellen.
Ein harmonisches Betriebsklima ist kein Zufallsprodukt: Mit gezielten Maßnahmen lässt sich das soziale Miteinander beeinflussen. Eine häufige Ursache für Konflikte sind Kommunikationsdefizite. Schlecht formulierte Instruktionen oder mangelndes Feedback führen schnell zu Missverständnissen. Durch spezielle Trainingsangebote lässt sich eine unzureichende Kommunikation verbessern.
Für den sozialen Umgang im Betrieb spielt die Führungskultur eine bedeutende Rolle. Unfaire Behandlung und übermäßiger Konkurrenzdruck stören die Zusammenarbeit. Insbesondere Vorgesetzte sollten eine hohe Sozialkompetenz aufweisen und gegebenenfalls darin geschult werden, damit sie mögliche Konfliktauslöser frühzeitig erkennen. Antimobbing-Kampagnen und Initiativen gegen sexuelle Belästigungen sensibilisieren alle Beschäftigten für diese Problembereiche.
Um hartnäckige Konflikte aufzuarbeiten, können neutrale Mediatoren eine wertvolle Hilfe sein. Je stärker das Wir-Gefühl und die Kollegialität in einem Unternehmen ausgeprägt sind, desto größer ist die Bereitschaft, sich gegenseitig zu unterstützen. Um den Zusammenhalt zu fördern, eignen sich teambildende Maßnahmen sowie gemeinsame Feiern und Veranstaltungen.
Psychische Gesundheit am Arbeitsplatz in Zeiten von Corona und Homeoffice
Nicht nur die Arbeitswelt wird durch die Corona-Krise beeinträchtigt, sie zieht sich durch alle Lebensbereiche. Das macht es den Unternehmen umso schwerer, die Belastungen für ihre Beschäftigten einzudämmen. In kürzester Zeit hat sich vieles verändert: Etablierte Arbeitsabläufe fallen Social Distancing und Homeoffice zum Opfer. Es fehlen gewohnte Strukturen, dadurch verdichtet sich die Arbeit. Ließen sich vorher Fragen schnell im Vorbeigehen auf dem Flur klären, müssen nun Videokonferenzen vereinbart werden. Zudem lassen sich im Homeoffice Arbeit und Privatleben schwerer trennen und verkürzen dadurch die Erholungsphasen.
Was können Unternehmen in Krisenzeiten für die psychische Gesundheit tun? In erster Linie sollten sie ihren Beschäftigten ein hohes Maß an Flexibilität und Verständnis entgegenbringen. Nicht alle Aufgaben können termingerecht erledigt werden, wenn neben der Arbeit noch Kinder zu betreuen sind oder die Technik im Homeoffice versagt.
Viele Beschäftigte belastet zusätzlich die Sorge vor dem Verlust des Arbeitsplatzes und vor wirtschaftlichen Nöten. Sofern diese Ängste unbegründet sind, hilft die offene Darlegung, wie das Unternehmen die Krise bewältigen möchte. Auch ein transparenter Umgang mit der aktuellen wirtschaftlichen Situation weckt Vertrauen und reduziert Sorgen.
Präventionsmaßnahmen individuell anpassen - Fazit
Die psychische Gesundheit am Arbeitsplatz steht heute mehr denn je im Fokus gesellschaftlicher und ökonomischer Diskussionen. Präventionsmaßnahmen zum Schutz der Beschäftigten sind kein Entgegenkommen: Sie sollten im eigenen Interesse jedes Unternehmens liegen, um Fehlzeiten und wirtschaftliche Schäden zu verhindern.
Die Liste möglicher Interventionen ist lang: Nicht jede Maßnahme eignet sich für jeden Beschäftigten – und nicht jeder Beschäftigte benötigt Hilfe. Wichtig ist, dass diese Angebote existieren und die Förderung der psychischen Gesundheit ein fester Bestandteil der Unternehmensphilosophie ist. Denn: Eine zufriedene Belegschaft ist für jede Firma das beste Aushängeschild.
Was tun Sie in Ihrem Unternehmen, um die psychische Gesundheit Ihrer Mitarbeiter aufrecht zu erhalten? Wir freuen uns, wenn Sie Ihre Erfahrungen in einem Kommentar hinterlassen.
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- Kategorie: Personalführung, Gesundheit
- 19. Oktober 2021
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