Wie Sie Lücken im Lebenslauf angemessen ansprechen: unsere Top 5 Dos und Don’ts
Wenn Sie einmal im Internet ein wenig nach Informationen rund um Vorstellungsgespräche suchen, dann wird diese Recherche vermutlich eine Menge Anregungen hervorbringen, wie sich potenzielle zukünftige Arbeitnehmer*innen bei diesen Terminen im bestmöglichen Licht präsentieren können. Eine ganze Reihe dieser Hinweise beschäftigen sich im Besonderen damit, wie man dabei mit den eigenen Lücken im Lebenslauf am besten umgeht.
In den Köpfen der meisten Bewerber*innen haben sich Lücken im Lebenslauf als eine Art Horrorszenario, als „Todesstoß“ für jede Bewerbung fest etabliert. Bereits sehr kurze Zeiträume, für die Bewerber*innen keine zufriedenstellende Erklärung vorweisen können, versetzen Arbeitnehmer*innen in große Besorgnis.
Das gilt natürlich besonders dann, wenn es sich dabei um relativ lange Zeiträume handelt und für diese Zeiten auch keine Weiterbildungsabsichten oder -aktivitäten nachweisbar sind. Nicht selten wird dann versucht, die Zeiträume mit allen Mitteln zu kaschieren. Das Internet ist voll von Tipps für den Umgang mit Lebenslauflücken und Ratschlägen, wie diese abgedeckt und beschönigt werden können.
Kaum jemand kann einen perfekten und passgenauen Lebenslauf präsentieren. Schnell entstehen heute Zeiten in der Vita, die Bewerber*innen in Erklärungsnot versetzen können. Deshalb sind Lücken im Lebenslauf nicht selten und auch nicht unbedingt ein Zeichen für eine mangelnde Eignung eines Bewerbers. Im Gegenteil: Beim Aussieben aufgrund der Lückenhaftigkeit der Lebensläufe können fähige Kandidat*innen durch das Netz fallen!
Deshalb möchten Sie in einem Bewerbungsgespräch die Lücken zwar thematisieren und die Gründe für diese Zeiten erfahren, den Bewerber*in aber nicht bloßstellen, bedrängen oder das Gefühl aufkommen lassen, er befände sich in einem „Verhör“. Der Eindruck kann schnell entstehen, weil die Bewerber*innen ihre eigenen Makel im Lebenslauf als überaus gewichtig und deutlich negativ empfinden.
Arbeitgeber brauchen deshalb bei entsprechenden Nachfragen ein wenig Sensibilität, um den Kandidat*in nicht zu sehr zu stressen und ein positives Gesprächsklima zu schaffen, in dem sich Bewerber*innen entspannt und realistisch präsentieren können.
Dieser Umstand führt uns nun zum Thema dieses Textes, nämlich wie Sie im Bewerbungsgespräch angemessen und auch mit dem nötigen Fingerspitzengefühl nach Gründen für vorliegende Lücken im Lebenslauf fragen können.
Wir stellen Ihnen unsere Top 5 Tipps für das angemessene Ansprechen von Lebenslauflücken vor und präsentieren Ihnen dann die Top 5 der Verhaltensweisen, die kein Arbeitgeber beim Gespräch rund um Lebenslauflücken an den Tag legen sollte.
Lücken im Lebenslauf sensibel ansprechen: fünf Dos
Dem Bewerber*in die Chance lassen, es selbst zu erzählen
Wenn Lücken im Lebenslauf kein Ausschlusskriterium für Sie darstellen, sollten Sie nicht direkt mit der Tür ins Haus fallen. Besser ist es, dem Bewerber*in die Chance zu geben, selbst darauf zu sprechen zu kommen.
Nach einer kurzen Begrüßung und etwas Smalltalk können Sie den Kandidat*in auffordern, mal ein wenig von sich selbst und seinem Lebensweg zu berichten. Warten Sie ab, ob der Bewerber* vielleicht selbst schon nicht weiter erläuterte Zeiten thematisiert. Das kommt durchaus häufig vor, da Bewerber*innen sich ihrer Makel im Lebenslauf mehr als bewusst sind und sich entsprechende Erklärungen vielfach zurechtgelegt haben.

Lebensstationen rund um die Lücke im Lebenslauf besprechen
Wenn der Bewerber*in nicht von selbst die Lücke anspricht, dann müssen Sie das Heft in die Hand nehmen. Am besten bereiten Sie diesen für den Kandidat*in vermutlich eher unangenehmen Gesprächsteil vor, indem Sie erst einmal die anderen beruflichen Lebensstationen besprechen und die Lücken zunächst außen vor lassen. So hat der Bewerber*in Gelegenheit, erst einmal von seinen Erfolgen zu erzählen.
Hilfestellung geben
Wenn Sie schließlich auf die Lücke im Lebenslauf zu sprechen kommen, so können Sie dem Bewerber*in für eine Erklärung „eine Brücke bauen“.
Statt etwa zu sagen, „Was haben Sie denn in der Zeit vom … bis … gemacht?“, können Sie dem Bewerber*in etwa mit folgenden Sätzen helfen, sich zu erklären:
„Ich habe noch eine Frage an Sie zu der Zeit vom … bis zum … . Haben Sie sich in dieser Zeit beruflich neu orientiert?“
„Ich habe noch eine Rückfrage zu Ihrem Lebenslauf, genauer gesagt zum Zeitraum von … bis … . Haben Sie in dieser Zeit einen beruflichen Wechsel vorbereitet?“
Diese und ähnliche Formulierungen schaffen ein entspanntes Gesprächsklima und geben dem Bewerber*in, anders als die oben genannte offene Fragestellung, bereits erste Hilfestellungen für den Einstieg in eine Erklärung der Zeiten.
Sie signalisieren, dass Sie die Lücke bemerkt haben, Interesse an den Gründen für diese Lücke haben, aber nicht völlig entsetzt über die fehlenden Informationen über diesen Zeitraum sind.
Positive Aspekte im Lebenslauf hervorheben
Alternativ können Sie Fragen zu Lücken im Lebenslauf auch mit einem positiven Aspekt aus der Vita verknüpfen. Sie können Ihre Frage etwa wie folgt stellen: „Ich sehe in Ihrem Lebenslauf, dass Sie schon bei xyz beschäftigt waren/die Tätigkeit als xyz aufgenommen haben/Sie xyz ausgeübt haben. Das ist ein interessanter und spannender Punkt in Ihrem Lebenslauf. Darauf würde ich gleich sehr gerne nochmal zu sprechen kommen und mehr darüber erfahren. Können Sie mir aber zuvor noch etwas zum Zeitraum vom … bis … sagen? Haben Sie in dieser Zeit einen beruflichen Wechsel vorbereitet?“.
Vertrauen schaffen
Schaffen Sie insgesamt eine vertrauensvolle, angenehme Gesprächsatmosphäre, indem Sie immer mal wieder auf persönliche Aspekte aus dem Lebenslauf (etwa besondere persönliche Lebensstationen, Hobbys, Interessen und Fähigkeiten) zu sprechen kommen und diese positiv hervorheben. Fragen sie kritisch nach, aber heben Sie auch immer wieder besonders positive Aspekte hervor. Ein wenig Humor an passender Stelle entspannt die Situation zusätzlich.
Lücken im Lebenslauf sensibel ansprechen: fünf Don’ts
„Verhörsituation“ schaffen
Lassen Sie niemals ein Gesprächsklima aufkommen, in dem sich der Bewerber*in wie bei der Vorsprache vor einem Tribunal vorkommt. Begeben Sie sich auf Augenhöhe, schaffen Sie eine freundliche und offene Atmosphäre, die es möglich macht, die Lücke im Lebenslauf sensibel zu thematisieren.
Negative Formulierungen verwenden
Faulheit oder eigenes Verschulden unterstellen
Eng mit dem vorangegangenen Punkt verbunden ist die Andeutung im Gesprächsverlauf, dass Zeiten, in denen der Bewerber*in nicht berufstätig war und sie auch nicht für eine berufliche Aus- oder Weiterbildung genutzt hat, selbst verschuldet waren, gern in Kauf genommen worden sind oder gar in mangelnden Fähigkeiten und Eigenschaften begründet sind. Vermeiden Sie unter allen Umständen entsprechende Formulierungen!
Krankheit oder Pflege thematisieren
Falls der Bewerber*in seine Lebenslauflücken mit familiären Verpflichtungen oder Angelegenheiten begründet oder sie mit dem Vorliegen einer Erkrankung erklärt, thematisieren Sie diese Punkte in keinem Fall weitergehend!
Nach finanzieller Absicherung und persönlicher Belastbarkeit fragen
Tabu sind Fragen nach finanziellen Verhältnissen sowie psychischer Belastbarkeit in den nicht erklärten Zeiten des Lebenslaufs. Also etwa Rückfragen, wie in Zeiten ohne Berufstätigkeit der Lebensunterhalt bestritten worden ist oder wie es in diesen Phasen um die psychische Konstitution des Bewerbers bestellt war. Derartige Fragen sollten Sie niemals stellen, sie sind zum Teil auch nicht zulässig.
Lücken im Lebenslauf ansprechen: unser Fazit
Wie Sie gesehen haben, gibt es eine ganze Reihe von Möglichkeiten, einen Bewerber*in in einer entspannten Atmosphäre zu seinem Lebenslauf tiefergehend zu befragen. Bedenken Sie dabei stets, dass nicht nur der Bewerber*in bei Ihnen, sondern auch umgekehrt Sie beim Bewerber*in einen positiven Eindruck hinterlassen müssen.
Nur wenn ein Bewerbungsgespräch in einem freundlichen Klima stattfindet, geben Sie geeigneten Bewerber*innen eine echte Chance zur Selbstpräsentation und finden nur so den besten Kandidat*in für eine zu besetzende Stelle.
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- Kategorie: Recruiting
- 19. Oktober 2020
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