Work-Life-Balance während der Corona-Pandemie
Work-Life-Balance ist das ausgewogene, gesunde Gleichgewicht zwischen Berufs- und Privatleben. Es ist der Idealzustand, den Arbeitnehmer*innen erreichen können. Jedes Individuum muss dieses Gleichgewicht für sich selbst definieren.
Im Berufsleben und in der Freizeit gibt es Möglichkeiten und Maßnahmen, die Waage mehr in die eine Richtung oder mehr in die andere Richtung ausschlagen zu lassen. Als Arbeitgeber sollten wir beurteilen, wie die Corona-Pandemie dieses Gleichgewicht beeinflusst, und wie wir in unseren Unternehmen bei Bedarf gegen ein Ungleichgewicht angehen können.
Was ist Work-Life-Balance?
Die zwei Seiten der Waage
Auf der einen Seite der Waage steht beim Work-Life-Balance das Arbeitsleben. Die Gewichtung des Arbeitslebens wird determiniert durch Arbeitszeit, möglicherweise Überstunden, Fahrzeit und Stau zum Büro, physische oder psychische Anstrengung, Stress mit den Kolleg*innen, Arbeitsklima, Verantwortung, entgangener Urlaub oder ähnliche Faktoren. Auf der anderen Seite der Waage stehen Ausgleich durch Familienleben, Urlaub, Freizeitwert, Hobbies, Sport und weitere individuell verschiedene Faktoren, die den Freizeitwert erhöhen.
Die individuellen Unterschiede und das existentielle Minimum
Dieses Gleichgewicht zwischen den beiden Seiten ist für jedes Individuum anders. Jeder Mitarbeitende muss für sich seine Work-Life-Balance finden. Manchmal wird das Gleichgewicht nicht durch den Einzelnen bestimmt, sondern durch das Kollektiv Familie. Sind in der Familie beispielsweise mehrere Kinder vorhanden oder ein Familienmitglied ist Alleinverdiener, dann muss dieses Individuum zwangsläufig mehr Gewicht auf der Arbeitsseite auf die Waage bringen. Die Lebenshaltung oder das Existenzminimum ist also die minimale Basis, über der solche Überlegungen immer erst beginnen können.
Die individuellen Einstellmöglichkeiten
Auf der Seite des Arbeitslebens ist der Faktor Arbeitszeit der Hauptfaktor, den Mitarbeiter*innen einstellen, um das Gleichgewicht auf der Waage in die eine oder andere Richtung zu verändern. Mehr Arbeitszeit bedeutet mehr Arbeitswert und weniger Freizeitwert.
Durch die Einstellung der Arbeitszeit kann auch während einer Phase, also während eines begrenzten Zeitraumes, der Wert von Berufs- oder Privatleben verschoben werden. Typische Zeiträume, in denen Mitarbeiter*innen solche Verschiebungen vornehmen, sind Sabbaticals oder Elternzeiten.
Ein weiterer Faktor zur Einstellung ist Weiterbildung. Die Mitarbeiter*innen erhöhen den Wert und damit die Vergütung ihrer Arbeit und können so die Arbeitszeit reduzieren und die Freizeit erhöhen. Eine Techniker- oder Meisterausbildung mag hier als Beispiel dienen.
Auf der Seite des Freizeitwertes kann das Individuum beispielsweise die Art des Urlaubs so einstellen, dass sich der Freizeitwert für das Individuum oder die Familie erhöht. Auch die Erhöhung der Dauer von Freizeitsport kann den Wert der Freizeit erhöhen. Eine Verschiebung des Zeitaufwandes weg von der Arbeitszeit und hin zur Freizeit erhöht den Freizeitwert am deutlichsten. Wenn es sich ein Mitarbeiter*in leisten kann, die Arbeitszeit von Vollzeit in Teilzeit zu verändern, dann verschiebt sich der Schwerpunkt der Waage sehr direkt.
Die beiden Vertragsparteien im Arbeitsverhältnis müssen natürlich gleichermaßen einverstanden sein, solche Veränderungen im Vertragsverhältnis durchzuführen. Der Gesetzgeber hat mit zahlreichen Gesetzen, beispielsweise dem Teilzeit- und Befristungsgesetz oder dem Brückenteilzeitgesetz, den Arbeitnehmer*innen Mittel an die Hand gegeben, um in manchen Bereichen solche Veränderungen auch fast einseitig durchführen zu können. „Fast“, weil doch im Gesetz noch die Möglichkeit der Organisation im Betrieb als minimale Schwelle für den Arbeitgeber bleibt.
Work-Life-Balance vor der Corona-Pandemie
Vor der Corona-Pandemie haben Arbeitgeber und Arbeitnehmer*innen schon viele Faktoren der Arbeit so beeinflusst, dass im Vergleich zur Vergangenheit ein höherer Freizeitwert bei gleicher Arbeitsleitung möglich war.
Ein Beispiel hierfür ist die Einführung alternierender Heimarbeit für manche Jobs im Betrieb, für die die Durchführung von Homeoffice möglich war. Für die Arbeitnehmer*innen entsteht mehr Freizeit allein durch den Wegfall von Fahrzeit zum Arbeitsplatz.
Auch die Erhöhung des Freizeitwertes durch ein höheres Maß an Vereinbarkeit von Familie und Beruf geht damit einher. In den letzten Jahren wurde dem Thema Work-Life-Balance bereits viel Aufmerksamkeit geschenkt, was jetzt während der Pandemie die Situation im Arbeitsleben etwas erleichtert, da die Einstellmöglichkeiten des Gleichgewichts bekannt und oft schon vorhanden sind.

Work-Life-Balance während der Corona-Pandemie
Augenscheinlich wird das Gleichgewicht der Work-Life-Balance positiv beeinflusst durch die Anordnung der Regierung, dort Homeoffice durchzuführen, wo es möglich ist, auch wenn die Produktivität des Unternehmers dadurch reduziert wird.
Ebenso offensichtlich wird die Work-Life-Balance dadurch negativ beeinflusst, dass die Freizeit durch das Individuum nicht mehr so genutzt werden kann, wie der Einzelne dies möchte. Beispielsweise sind Urlaubs-, Einkaufs- oder auch generell Freizeitmöglichkeiten stark eingeschränkt.
Eltern werden vermehrt in der Corona-Pandemie in Rollen gezwungen, die für sie fremd sind. Durch vermehrtes Homeschooling übernehmen Eltern die Rolle der Lehrer, was, während der eigentlich als Freizeit gedachten Zeit, zu Stress bei den Arbeitnehmer*innen führt. Die Möglichkeit, Freunde und Familie während der Freizeit zu treffen wird zeitweise während der Pandemie stark eingeschränkt.
Dazu kommt die Einschränkung der sozialen Kontakte durch permanentes Homeoffice. Die Menschen sind häufig auf den Kern der Familie – des Haushaltes – eingeschränkt. Die Individuen sehnen sich plötzlich wieder nach den Kolleg*innen und versuchen wieder häufiger ins Büro zu kommen. Noch kurz vor der Pandemie gab es nur einen Weg, den hin zum vermehrten Homeoffice. Auch viel bessere Kommunikationsmöglichkeiten und Möglichkeiten, sich virtuell zu treffen, können diese Tendenz nicht verhindern.
Wie wirken sich die Unterschiede auf Arbeitnehmer*innen aus?
Allgemein wirkt sich Situation der Corona-Pandemie auf die Menschen negativ aus. Die Work-Life-Balance verändert sich negativ und kann mit den über viele Jahre eingeübten Maßnahmen nicht positiv beeinflusst werden. Wo früher ein Kurzurlaub half, das Gleichgewicht wiederherzustellen, sind die Individuen während der Pandemie in ihrem engen Privatbereich gefangen.
Das permanente Homeoffice während der Pandemie führt verstärkt zur Einschränkung der sozialen Kontakte und wird als negativer angesehen, als es vor der Pandemie gewesen wäre. Im Privatbereich können die Menschen den Stress aus dem Berufsleben nur sehr eingeschränkt ausgleichen. Urlaube sind nur eingeschränkt möglich und alles, was früher als entspannend galt, ist aktuell nicht mehr verfügbar: der Restaurantbesuch, das Museum, das Fußballstadion, der Einkaufsbummel.
Die klassischen Stellfaktoren am Gleichgewicht fehlen während der Pandemie fast ganz und die Mitarbeiter*innen verharren in einem Warten auf das Ende der Pandemie und eine Rückkehr der Normalität. In Personalkreisen wird heute oft von „New Normal“ gesprochen. Das ist eine Entwicklung aus der Pandemie heraus. Während der Pandemie durchgeführte Maßnahmen, wie das vermehrte Homeoffice, werden zum zukünftigen Normalzustand. Es bleibt abzuwarten, ob das für unsere Gesellschaft gut ist.

Wie können Arbeitgeber die Situation der Work-Life-Balance verbessern?
Für Arbeitgeber ist es während der Pandemie sehr schwer, die Situation für ihre Mitarbeiter*innen hinsichtlich der Work-Life-Balance zu verbessern. Viele Einstellmöglichkeiten sind gerade nicht verfügbar. Trotzdem sollten Sie als Arbeitgeber alles versuchen, Ihre Mitarbeiterschaft durch diese Zeit zu bringen. Schnelle flexible Entscheidungen, immer nach den Veränderungen durch die Regierung, sind essentiell.
Mitarbeitende wollen sich gerade während der Krise aufgehoben fühlen. Daher sind schnelle Reaktionen des Arbeitgebers auf individuell schwierige Situationen wichtig. Wenn beispielsweise die Produktivität eines Mitarbeiters mit mehreren Kleinkindern in der Krise sinkt, ist Verständnis gefragt. Er wird das zu schätzen wissen und zu einer anderen Zeit sich stärker einbringen.
Offene und klare Kommunikation auch von schlechten Nachrichten erwarten die Mitarbeiter*innen während Krisen ganz besonders. All diese kleinen Aspekte des Miteinanders helfen den Mitarbeitenden das Gleichgewicht wieder in die richtige Richtung zu bringen.
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- Kategorie: Personalmanagement, Corona
- 24. März 2021
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