Work-Life-Balance war gestern – seit Corona gilt Work-Life-Integration
Erfahren Sie in diesem Artikel, warum die Work-Life-Integration durch die Corona-Pandemie die Work-Life-Balance ablöst und worin sich die beiden Ansätze unterscheiden.
Der Begriff der Work-Life-Balance, der schätzungsweise seit Anfang der 2000er zunehmend an Bekanntheit und Beliebtheit gewonnen hat, leitet sich aus den englischsprachigen Begriffen work = Arbeit, life = Leben und balance = Gleichgewicht ab.
Die Work-Life-Balance meint damit also mehrheitlich einen (anzustrebenden) Idealzustand, in dem die zwei Bereiche der Arbeits- und der privaten Lebenswelt im Einklang bzw. im Gleichgewicht zueinanderstehen (sollen). Dabei beinhalten die zwei großen Bereiche einerseits die Arbeitswelt und anderseits die private Lebenswelt. Diese sind in zahlreiche Aspekte untergliedert und umfassen einerseits das Tätigkeits- und Aufgabenfeld, die Anforderungen und Herausforderung im Beruf oder im Job und anderseits die verschiedenen Teilbereiche des Privatlebens, wie beispielsweise familiäre und soziale Anforderungen und Aktivitäten, Tätigkeiten im Freizeitbereich usw.
Nicht zuletzt wegen der großen Frage nach der Vereinbarkeit von Beruf und Familie wurde der Begriff der Work-Life-Balance zunehmend relevanter und populärer. Welche Elemente konkret zum Gleichgewicht bzw. zur Balance der zwei Lebenswelten von Arbeit und Privatleben führen, kann unterschiedliche Ausprägungen haben und von individuellen Bedürfnissen und Erwartungen gefördert werden. So wird das ideale und persönliche Gleichgewicht der zwei Bereiche durch eine bestimmte, individuelle Verteilung definiert, die die konkrete subjektive Priorisierung von Aspekten und Aufgaben der Bereiche umfasst und beispielsweise die präzise Verteilung von zeitlichen Kapazitäten erfordert.
Stehen die Bereiche in einem Ungleichgewicht, in einer Disbalance oder behindern sich anteilig oder gegenseitig komplett, kann ein sogenannter “life-domains conflict” hervorrufen werden. Dieser kann sich dann z.B. durch Stress, Unzufriedenheit oder psychische Erkrankungen äußern. Idealerweise sollte jedoch durch die Work-Life-Balance ein Zustand der Ausgeglichenheit zwischen den Arbeits- und Lebensbereichen erreicht werden. Auch eine wechselseitige, positive Beeinflussung durch bestimmte unterstützende Elemente kann zur sogenannten “life-domains facilitation” führen und somit zum großen Ziel der Work-Life-Balance beitragen.
Von der Work-Life-Balance zur Work-Life-Integration
Aus neueren Diskussionen ist der Begriff der Work-Life-Integration entstanden, der viel mehr den Fokus darauf legt, zwei bereits jetzt schon verknüpfte und engverbundene Lebenswelten wie Arbeit und Privatleben aufeinander abzustimmen und den einen Bereich teilweise und bedarfsorientiert in den anderen zu integrieren und andersherum.
Dies soll dann insbesondere dazu beitragen, aktuelle und veränderte Lebensphasen oder Lebensumstände besser miteinander zu verknüpfen und nicht wie bei der Work-Life-Balance dann vielleicht in ein Ungleichgewicht zu geraten – wenn das Eine plötzlich mehr Aufmerksamkeit erfordert als das Andere.
Die unerwartete, weltweite Corona-Pandemie hat gegenwärtig ebenfalls dazu geführt, dass die Herausforderungen an Arbeitnehmer, Arbeitgeber, Familien, Erwachsene und auch Kinder und Jugendliche nochmals deutlich angestiegen sind. Neben vielen Herausforderungen und Belastungen wie persönlichen Ängsten vor einem Jobverlust, finanziellen Engpässen, Kontaktreduzierungen, kommen berufliche Anforderungen hinzu wie effizientes Arbeiten, Auftragsabwicklungen auch von zuhause aus usw.
Durch die Pandemie brechen dann noch weitere Stützpfeiler der externen Kinderbetreuung weg, sodass sich Arbeitnehmer, die gleichzeitig auch Eltern sind, dann auch noch um die Betreuung und Bildung ihrer Kinder z.B. im Homeschooling kümmern müssen. So kämpfen viele Menschen aktuell mit Unsicherheiten, Unausgeglichenheit und fehlenden Ressourcen, die vor allem aus der Pandemie resultieren und einen veränderten Umgang in Berufs- und (persönlicher) Lebenswelt erfordern.
Eine verstärkte Vermischung von den zwei Lebenswelten der Arbeits- und Berufswelt und des Privatlebens war bereits von der Pandemie, u.a. durch die Digitalisierung wahrzunehmen, aber gegenwärtig nimmt sie zunehmend noch mehr Raum ein, da z.B. schon keine räumlichen oder zeitlichen Trennungen mehr möglich erscheinen und alles im wahrsten Sinne „unter einen Hut“ gebracht werden muss.
Infolgedessen wächst auch die gemeinsame Schnittmenge zwischen den früher getrennten Bereichen stets weiter und wird durch die Pandemie noch zusätzlich verstärkt. So entsteht der Eindruck, dass der Begriff der Work-Life-Balance dem Konstrukt der Arbeits- und Lebenswelt, vor allem unter der Tragweite und dem Einfluss der Corona-Pandemie, nicht länger gerecht wird. Er muss Platz machen für den innovativeren Begriff der Work-Life-Integration.

Integration skizziert hier wesentlich konkreter den aktiven, dynamischen und (lang) anhaltenden prozessorientierten Vorgang eines Zusammenfügens und/ oder eines Zusammenwachsens von Berufs- und privater Lebenswelt. Im Gegensatz zum Begriff der Balance, der immer zwei Gewichte, zwei Pole, vielleicht sogar gegensätzlicher Natur, benennt, wird beim Begriff der Integration die real existierende Schnittmenge beider Bereiche konkret erkannt und zusammengedacht.
So existiert seit Corona der Arbeitsplatz im heimischen Ess-, Wohn- oder bestenfalls Arbeitszimmer, Konferenzen werden per Videokonferenz abgehalten, Absprachen erfolgen mittels Anrufe oder E-Mails und zwischendurch fragen die Kinder noch nach Rat und Hilfe, denn der Präsenzunterricht wird immer wieder pandemiebedingt ausgesetzt.
Die volle Aufmerksamkeit zielgerichtet auf das Eine oder das Andere zu richten, kann so sehr anspruchsvoll und schwierig werden. Es bedarf folglich einer strukturellen und persönlichen Integrationsstrategie, die beide Teilbereiche in gute Koexistenz bringt – insbesondere im aktuellen Geschehen.
Förderung der Work-Life-Integration durch Digitalisierungsprozesse
Zur passenden Work-Life-Integration gehört sicher mehr als die Erwartungshaltung an den bzw. die Arbeitgeber, nichtsdestotrotz umfasst sie einen der zwei Bereiche und speziell die Berufswelt bedarf einer höheren Integration unter den aktuellen Umständen in den anderen Lebensbereich.
Obwohl die Digitalisierung im privaten Bereich mitunter als Last erlebt werden kann, bietet sie neben weiteren nicht unwichtigen Aspekten eine konkrete Chance und Strategie für eine betriebliche, bedarfsorientierte Work-Life-Integration in Unternehmen und kann zu echten Wettbewerbsvorteilen im Kampf um geeignete Arbeitnehmer und Bewerber führen.
Denn für die Arbeitswelt stellt die zunehmende Digitalisierung einen entscheidenden Baustein zur Chance einer arbeitnehmerorientierten Work-Life-Integration dar, indem z.B. flexible Arbeits(zeit)modelle angeboten werden können.
Auch die Bereitstellung von technischem Equipment stellt die Weichen zur Möglichkeit des Homeoffice bzw. zu Formen der Telearbeit und kann somit auch zu flexibleren Arbeitszeiteinteilung führen, bei denen bestimmte festgelegte Zeiträume beispielsweise für berufliche oder private Anliegen oder Bedürfnisse priorisiert und damit erfolgreich in den Gesamtkontext integriert werden können.
Weitere Maßnahmen für eine gelungene Work-Life-Integration

Jedoch sind Arbeitgeber zu mehr als einer technischen Ausstattung aufgefordert. Zur erfolgreichen Work-Life-Integrationsstrategie auf betrieblicher Ebene gehört genauso die grundsätzliche Bereitstellung von (externen) Ressourcen wie z.B. Zeit, Entscheidungsspielräumen und Beratungs- und Vermittlungsangeboten zu verschiedenen Themen für die Arbeitnehmer.
Zu einer bedarfsorientierten Work-Life-Integration gehört auf Seiten der Arbeitgeber neben den flexibleren Arbeitszeitmodellen (auch in Bezug auf die Rente und Pensionierung) auch ein nachfrageorientiertes Gesundheitsmanagement, (externe) Beratungs- und Vermittlungsangebote zur besseren Vereinbarkeit von Familie und Beruf sowie weitere Konzeptionen, die auch in den Bereich des Privatlebens reichen und zur Entlastung des Arbeitnehmers bzw. der Arbeitnehmerin führen.
Dies kann dann letztlich dazu beitragen, dass durch eine gut umgesetzte Strategie sowohl die betriebliche als auch persönliche Work-Life-Integration gelingt und zu mehr Durchlässigkeit für beide Lebensbereiche führt. Dies verringert den (Erwartungs-) Druck und schlechte Gefühle oder ein schlechtes Gewissen. Die Energie kann je nach Bedarf für akut anliegende Anforderungen und Aufgaben fokussiert gebündelt werden, um sich danach wieder einem anderen Anliegen zu widmen. Effizienz kann also für anspruchsvollere oder weniger anspruchsvolle Aufgaben konzentriert werden.
Die Work-Life-Integration als Win-Win-Situation für alle Beteiligten
Während wir uns bei der Work-Life-Balance also eine Waage vorstellen, die leicht ins Ungleichgewicht geraten kann, lässt sich die Work-Life-Integration als eine Anzahl von verschiedenen Zahnrädern begreifen, die effektiv ineinander greifen und gezielt dazu beitragen, das große Ganze anzutreiben.
Dies erscheint unter den aktuellen Umständen der Corona-Pandemie besonders relevant zu sein. Statt einer Work-Life-Balance, die wahrscheinlich für die meisten Menschen gegenwärtig schwierig zu erreichen ist, braucht es Ansätze zu einer fairen und intelligenten Work-Life-Integration, die zu einer Win-Win-Situation für Arbeitergeber und Arbeitnehmer führt.
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- Kategorie: Personalmanagement, Corona
- 19. Mai 2021
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