zurück
Architektur / Bauwesen
Assistenz / Sekretariat
Ausbildungsplätze
Banken / Versicherungen / Finanzdienstleister
Berufskraftfahrer / Personenbeförderung (Land, Wasser, Luft)
Bildung / Erziehung / Soziale Berufe
Consulting / Beratung
Diplomandenstellen
Einkauf / Logistik / Materialwirtschaft
Finanzen / Controlling / Steuern
Forschung und Wissenschaft
Freiberufler / Selbständigkeit / Franchise
Gastronomie / Tourismus
Handwerk / gewerblich-technische Berufe
Hilfskräfte, Aushilfs- und Nebenjobs
Ingenieurberufe / Techniker
IT / TK / Software-Entwicklung
Kaufmännische Berufe & Verwaltung
Marketing / Werbung / Design
Medizin und Gesundheit
Öffentlicher Dienst
Personalwesen
PR / Journalismus / Medien / Kultur
Praktika, Werkstudentenplätze
Rechtswesen
Sicherheitsdienste
Vertrieb / Verkauf
Vorstand / Geschäftsführung
Weiterbildung / Studium / duale Ausbildung

Sticheln wie Albrecht Dürer: Letzter Xylograph lebt in Nürnberg

21.11.2003

Nürnberg (dpa) - Liebevoll und geradezu andächtig drückt Rudolf Rieß den Grabstichel in die Lockenpracht von Albrecht Dürer. Den dünnen Holzspan wischt er seinem großen Vorbild schnell aus dem Gesicht. Rudolf Rieß aus Nürnberg ist Holzstecher, seit mehr als 50 Jahren. Legt er sein Werkzeug endgültig aus der Hand, gibt es keinen mehr, der diesen einst europaweit florierenden Beruf ausübt. Der Nürnberger Xylograph ist eigenen Angaben zufolge der letzte seines Standes in Deutschland.

«Mein erster Holzstich war ein Häschen, das in eine Falle getappt und gefangen war. Von diesem Augenblick an war ich wie das Häschen gefangen von dem Beruf des Xylographen», erinnert sich der 68-Jährige. Heute, mehr als 50 Jahre später, sitzt er in seiner kleinen Werkstatt am Rande der Nürnberger Altstadt und ist «fasziniert und gefesselt wie am ersten Tag».

Gleichzeitig aber wird er traurig, wenn er daran denkt, dass eines Tages vielleicht sein Werkzeug, seine vielen Stiche aus Buchsbaumholz sowie Drucke auf dem Krempelmarkt verscherbelt werden. Daher hat sich Rudolf Rieß noch eine letzte große Aufgabe gestellt: Er will sein Handwerk in einem Museum weiterleben lassen. Schließlich sei die Xylographie auch ein Kulturgut, das für die nächsten Generationen erhalten bleiben müsse.

Die Blütezeit der Xylographie lag in der Mitte des 19. Jahrhunderts. Damals musste für jede Abbildung in Büchern, Zeitungen und Zeitschriften eine Druckvorlage in Holz gestochen werden. Gerade in der Spielzeug- und Industriestadt Nürnberg waren fähige Holzstecher mit ruhiger Hand gefragt. Bis 1930 arbeiteten noch mehr als 30 Xylographen in acht Werkstätten an Katalogen mit Eisenbahnen, Buntstiften und Landkarten.

Verdrängt wurde der Holzstich zuerst von der Chemigraphie, dann vom Offset-Druckverfahren und schließlich vom heutigen Computer. Digitale Bildbearbeitung ermöglicht schneller und einfacher, was früher die Fingerfertigkeit und der scharfe Blick eines Meisters vollbrachten. «Der Computer kann allerdings nie mit dieser einmaligen Brillanz und der Präzision eines Holzstichs mithalten», schwört Rudolf Rieß. Die Liebe zum Detail und das einmalige Spiel mit Licht und Schatten eines Holzstichs könne selbst die moderne Technik nicht übertreffen.

Dem Fortschritt hat sich der gebürtige Nürnberger nie verschlossen. Als die Chemigraphie die Werkstätten eroberte, machte er eine Lehre zum Chemigraphen, ließ sich dann in der Offset-Technik ausbilden, absolvierte zwei weitere Lehren zum Graveur sowie zum Buchdrucker. «Doch mit meinem Herzen bin ich Xylograph geblieben», sagt der Meister, der alle Techniken von Aquatinta bis zum Stahlstich beherrscht.

Heute liegt das Potenzial des Holzstechers im künstlerischen Bereich. Für viele Firmen fertigt Rieß individuelle Weihnachtskarten, er entwirft Einladungen für Brautpaare oder für Literaturliebhaber so genannte «Ex Libris», Embleme zum Kennzeichnen eigener Bücher. Auch das Drucken seiner Werke übernimmt der begeisterte Fechter selbst. «Keiner könnte je mit so viel Liebe und Engagement meine Holzstiche drucken wie ich selbst», ist Rieß überzeugt. So lange es gesundheitlich geht, will der letzte seines Standes das Handwerk noch würdig vertreten.


Quelle: www.arbeit-und-arbeitsrecht.de

Logo stellenanzeigen.de GmbH & Co.KG

Die Seite ist für den Portrait Modus optimiert.
Bitte drehe dein Gerät!