Ergophobie: So besiegst du die Angst vor der Arbeit
Ein mulmiges Gefühl im Bauch wenn man an Montag denkt hatte wohl jeder schon einmal. Vielleicht, weil bei der Arbeit eine große Präsentation oder ein wichtiges Gespräch anstand. Doch manche Menschen leiden regelmäßig an Angstzuständen, ganz egal, was für ein Tag ihnen bevorsteht. Menschen mit Ergophobie haben eine unbegründete Angst davor, zur Arbeit zu gehen. Nicht, weil ihnen die Arbeit an sich Angst macht, sondern weil sie sich davor fürchten, was ihnen am Arbeitsplatz alles passieren könnte. Dies kann Betroffene enorm einschränken – in ganz besonders schweren Fällen verhindert die Phobie sogar, dass diese Personen überhaupt einen Job ausüben können. Welche Ursachen hat Ergophobie und wie kann man sie behandeln? Das erfährst du in diesem Artikel.
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Was ist Ergophobie?
Eine Phobie beschreibt eine starke Angst vor einem Gegenstand oder einer Situation, auch wenn diese eigentlich ungefährlich ist. Das Wort „Phobos“ stammt aus dem Griechischen und bedeutet „Panik“. Bei spezifischen Phobien leiden die Betroffenen unter einer gut definierbaren Angst, die Angstauslöser können genau bezeichnet werden. Bei der Ergophobie ist dieser Auslöser die Arbeit.
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Ergophobie sieht nicht bei jedem gleich aus. Einerseits gibt es Ergophobiker, die sich sehr um ihre Arbeit bemühen, es jedoch schwer haben, eine Arbeitsstelle zu behalten. Andere Ergophobiker wiederum sind überhaupt nicht in der Lage zu arbeiten und schon allein der Gedanke an ein Vorstellungsgespräch löst Herzrasen oder Zitteranfälle aus.
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Die Angst, die Betroffene verspüren, ist viel größer als die normale Angst anderer Personen. Ihnen ist bewusst, dass ihre Angst irrational ist, sie können aber dennoch nichts gegen ihre starken Gefühle tun. Die Unfähigkeit, ihre lähmende Angst zu kontrollieren, macht sie hilflos. Des Weiteren lässt sich die Angst auch nicht durch einen Jobwechsel abstellen. Sie bleibt – ganz egal, wo oder für wen der Betroffene arbeitet. Menschen mit Phobien versuchen aktiv, Situationen zu vermeiden, die ihnen Angst machen. In dem Fall der Ergophobie kann dies Arbeitslosigkeit mit sich ziehen. Oft haben Menschen nicht nur eine Phobie, sondern mehrere – etwa 75 % haben vor mehr als nur einer Situation oder einem Objekt irrationale Angst.
Folgende Symptome treten bei Ergophobikern auf, wenn sie sich in der Arbeit befinden oder an die Arbeit denken:
- Panikattacken
- Schweißausbrüche
- Sprachstörungen
- Vernebeltes Denken
- Schwindel
- Übelkeit
- Atemnot
- Zittern
- Konzentrationsstörungen
- Temporäre Ganzkörperlähmungen (in besonders schweren Fällen)
Ursachen von Ergophobie
Eine Ergophobie kann viele verschiedene Ursachen haben. Beispielsweise könnte eine traumatische Erfahrung bei der Arbeit dahinterstecken, wie beispielsweise extremes Mobbing durch andere Kollegen. Oder aber die Angst stammt von einem traumatisierenden Erlebnis aus der Kindheit.
In diesen Fällen handelt es sich um direkte Faktoren, die die Phobie erzeugt haben. Der oder die Betroffene hat selbst eine negative Erfahrung gemacht. Es ist allerdings auch möglich, über indirekte Faktoren eine Phobie auszubilden. Beispielsweise wenn jemand ein traumatisches Erlebnis beobachtet hat oder ihm ein solches erzählt wurde. Bei Ergophobikern ist jedoch meist eine direkte negative Erfahrung der Auslöser.
Es ist nicht selten, dass auch bereits Jugendliche betroffen sind, beispielsweise wenn sie ihre Ausbildung machen. Auch wenn das auslösende Erlebnis längst geklärt ist – beispielsweise die mobbende Kollegin gekündigt wurde – wird der Arbeitsplatz dennoch weiterhin mit einer unangenehmen und angsteinflößenden Situation assoziiert.
Ergophobie kann einzeln oder auch im Rahmen einer Generalisierten Angststörung auftreten. Betroffene haben Mühe, ihre Karriere weiterzuführen. Oft lassen sie sich regelmäßig krankschreiben. In schweren Fällen kann es zu längerer Arbeitsunfähigkeit durch ein Burnout kommen.
Was kann man tun?
In schweren Fällen wird eine kognitive Verhaltenstherapie empfohlen. Hierbei werden die jeweiligen Personen mit ihrer Angst konfrontiert, sodass sie lernen, mit ihr umzugehen. Ergophobie ist noch nicht sonderlich bekannt, weshalb es wichtig ist, einen Psychologen zu finden, der damit etwas anfangen kann, beispielsweise ein Psychologe, der auf Phobien spezialisiert ist.
Tipps, um dich selbst mit deiner Angst auseinanderzusetzen
Neben einer professionellen psychologischen Unterstützung kannst du auch selbst etwas tun, um deine Angst zu besiegen. Und zwar, indem du dich genauer mit ihr auseinandersetzt. Die folgenden Schritte können dir helfen, deine Angst besser kennenzulernen und dadurch zu verstehen, woher sie kommt. Denn, sobald dir das klar ist, kannst du wesentlich besser mit ihr umgehen.
#1: Benenne deine Angst
Wenn du diesen Artikel liest, hast du dir bereits eingestanden, dass du vor etwas Angst hast. Das ist ein erster wichtiger Schritt. Jetzt ist es noch wichtig herauszufinden, wovor genau du Angst hast. Klar, es hat etwas mit deiner Arbeit zu tun – aber kannst du deine Angst auch exakt definieren? Vielleicht hast du Angst davor, nicht gut genug zu sein. Vielleicht hast du Angst davor, (wieder) zu versagen. Was es auch ist, versuche es so genau wie möglich zu benennen.
#2: Finde die Ursache deiner Angst
Überlege dir, wann du zum ersten Mal diese spezielle Angst gefühlt hast. Was war das entscheidende Erlebnis, das dich dahingehend geprägt hat? Vielleicht geht dieses Erlebnis sogar bis in deine Schulzeit zurück. Das kann beispielsweise eine Präsentation sein, bei der du furchtbar aufgeregt warst, deswegen Fehler gemacht hast und deine Klassenkameraden dich ausgelacht haben. So eine Erfahrung kann prägend sein. Selten ist es die Tätigkeit an sich, die Angst macht. Die Ursachen liegen tiefer. Setze dich mit deiner Vergangenheit auseinander und versuche, die Ursache zu finden. Diese Erkenntnis hilft dir dabei, deine Angst zu besiegen.
#3: Worst-Case-Szenario
Dass dir deine Angst das Leben schwer macht, ist dir klar. Du tust dich schwer damit, deine Karriere voranzutreiben oder bist eventuell kurz vor der Arbeitslosigkeit. Schuld daran ist diese eine kleine Stimme in deinem Kopf, die dir zuflüstert, dass du bloß keinen Fehler machen darfst. Vermutlich hast du so hohe Ansprüche, dass du kaum eine Chance hast, ihnen gerecht zu werden. Mache dir bewusst, dass du nicht perfekt sein musst. Und dass du ruhig mal nach Hilfe fragen darfst, wenn du sie brauchst.
Stelle dir außerdem die Frage, was schlimmstenfalls passieren kann, wenn du einen Fehler machst. Spiele dieses Worst-Case-Szenario in allen Details in deinem Kopf durch. Wäre das wirklich so furchtbar? Oft erkennen wir so nämlich, dass vermutlich gar nichts wirklich Schlimmes passieren würde. Auch wenn dir das vorher schon klar war, kann diese Technik deiner Angst dennoch eventuell etwas von ihrer Macht nehmen.
#5: Ausblick und Hilfe
Eine weitere hilfreiche Methode ist, zu überlegen, wie dein Leben aussehen würde, wenn du die Angst überwindest. Was würdest du gewinnen? Wie würdest du dich fühlen? Was könntest du tun, was dir jetzt unmöglich scheint? Wenn du all das klar vor Augen hast, kann dir das den nötigen Mut geben, dich deiner Angst zu stellen und sie zu überwinden. Frage dich auch, was sich verändern müsste, damit du von nun an gerne zur Arbeit gehst? Vielleicht hast du ein Problem mit bestimmten Personen oder aber, du wünschst dir mehr Selbstbewusstsein. Deine Antwort gibt dir einen Hinweis darauf, was du ändern und woran du arbeiten solltest.
Diesen Weg musst du nicht allein gehen. Neben professioneller Hilfe kannst du dir auch in deinem Umkreis Unterstützung holen. Das kann dein Lieblingskollege, die beste Freundin oder deine Familie sein. Wenn wir uns anderen anvertrauen, staunen wir oft darüber, wie verständnisvoll die meisten Menschen sind. Und allein jemanden zum Reden haben, kann unglaublich hilfreich sein.
Weitere Tipps findest du hier: Überwinde deine Ängste: 7 Tipps für mehr Mut im Job
Fazit
Angst an sich ist nichts Schlechtes, sie ist sogar überlebensnotwendig. Hat man jedoch mit einer großen irrationalen Angst vor der Arbeit zu kämpfen, kann dies zu einem echten Problem werden. Sie hält uns davon ab, erfolgreich zu sein und uns selbst zu verwirklichen. Die Überwindung von Phobien geschieht nicht von heute auf morgen und ist mit viel Arbeit verbunden. Solltest du stark betroffen sein, ist es auf jeden Fall ratsam, dir professionelle Hilfe zu holen. Auch die Unterstützung aus deinem Umfeld ist wichtig, um deine Ängste zu besiegen.
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