Homeoffice gehört für viele Arbeitnehmer seit der Corona-Krise einfach zum Alltag. Doch was ist, wenn dein Vorgesetzter plötzlich alle Mitarbeiter zurück ins Büro beordert? Was du tun kannst, wenn dir dein Arbeitgeber das Homeoffice verweigert, erfährst du hier.

Vor kurzem hat eine Aussage des Firmenchefs Elon Musk für Furore gesorgt. Wer nicht mehr ins Büro kommen wolle, könne sich einen neuen Arbeitgeber suchen, stellte Musk klar. Er outete sich damit als rigoroser Homeoffice-Gegner.

Die Realität in Deutschland sieht anders aus: Aktuell arbeiten immer noch knapp 25 Prozent aller Beschäftigten hierzulande zumindest teilweise vom Homeoffice aus. Zu diesen Daten kommt eine aktuelle Umfrage des ifo Instituts. Jean-Victor Alipour, Experte für Homeoffice beim ifo Institut, erläutert hierzu: „Die Homeoffice-Nutzung bleibt damit nach Abschaffung der Pflicht am 20. März auf einem hohen Niveau. Offenbar haben sich viele Unternehmen dauerhaft auf flexiblere Modelle eingestellt.“

Umso ärgerlicher, wenn diese Option für dich in Zukunft nicht mehr möglich ist. Denn tatsächlich gibt es jede Menge Arbeitgeber, die jetzt ihre Mitarbeiter zurück an den Arbeitsplatz befehligen. Konntest du bisher im Homeoffice arbeiten, stellt dich eine plötzliche Anwesenheitspflicht im Büro vielleicht vor eine große Herausforderung. Denn jetzt kollidieren die festen Arbeitszeiten plus An- und Abreise zum Arbeitsplatz womöglich mit der vereinbarten Kinderbetreuung, dem neuen Haustier oder sonstigen Verpflichtungen.

Wie du versichert bist, wenn du einen Unfall im Homeoffice hast, erfährst du im diesem Artikel plus Video mit dem Thema „Arbeitsunfall im Homeoffice“.

Call-Center-Mitarbeiterin arbeitete im Homeoffice
Bildquelle: www.istockphoto.com / Szepy

Was tun, wenn der Chef Homeoffice verweigert?

Verbietet dir dein Arbeitgeber, im Homeoffice zu arbeiten, hast du schlechte Karten. Denn in Deutschland gibt es kein generell verbrieftes Recht auf Homeoffice. Zwar arbeitet die Bundesregierung aktuell an einem entsprechenden Gesetzentwurf, doch wie genau dieser aussehen wird, ist noch nicht fix. Das heißt momentan also:

Dein Arbeitgeber ist in Deutschland nicht arbeitsrechtlich dazu verpflichtet, dir die Möglichkeit des Homeoffice anzubieten.

Das Unternehmen, bei dem du arbeitest, muss auch keine Begründung dafür liefern, warum es dir Telearbeit verbietet.

Willst du im Homeoffice arbeiten, bist du also immer auf die freiwillige Bereitschaft deines Arbeitgebers angewiesen. Du musst versuchen, ihn mit guten Argumenten von den Vorteilen mobilen Arbeitens bzw. Remote Work zu überzeugen.

Ausnahme: öffentlicher Dienst

Für Beschäftigte mit Jobs im öffentlichen Dienst kann sich jedoch durchaus die Möglichkeit ergeben, einen Anspruch auf Homeoffice einzufordern. Und zwar auf der Grundlage des Bundesgleichstellungsgesetzes. Demnach ist der Dienstherr dazu verpflichtet, dem Beschäftigten „im Rahmen der dienstlichen Möglichkeiten“ einen Telearbeitsplatz anzubieten, falls dieser Familien- oder Pflegearbeiten ausüben muss. Letzteres ist dann allerdings dafür Voraussetzung und muss auch belegbar sein.

Warum verweigern Arbeitgeber Homeoffice?

Während der Corona-Pandemie hatte zwischenzeitlich ja sogar eine Homeoffice-Pflicht gegolten, das heißt Arbeitgeber mussten ihre Mitarbeiter von zuhause arbeiten lassen – auch wenn sie selbst nicht unbedingt begeistert vom Konzept „Homeoffice“ waren. Diese Pflicht war allerdings mit dem Infektionsschutz bzw. in der SARS-CoV-2-Arbeitsschutzverordnung begründet. Tätigkeiten, bei denen aus betrieblichen Gründen eine Anwesenheit vor Ort unabdingbar war, sind schon damals von der Pflicht ausgenommen gewesen.

Nun, da die Pflicht seit Ende März 2022 nicht mehr besteht, ist es den Arbeitgebern freigestellt, ihre Belegschaft auch im Homeoffice arbeiten zu lassen. Die Gründe dafür, warum Vorgesetzte ihre Mitarbeiter unbedingt vor Ort am Arbeitsplatz haben möchten, sind unterschiedlich. Darunter fallen zum Beispiel Argumente wie

  • eine bessere Kontrolle der Arbeitnehmer durch Vorgesetzte im Büro,
  • hohes Misstrauen bzw. die Unterstellung, Mitarbeiter würden zuhause zu wenig arbeiten,
  • fehlendes Teambuilding und mangelnde Verbundenheit zum Unternehmen durch reine Remote-Arbeitsgruppen oder
  • eine vermutete höhere Konzentration der Belegschaft am Arbeitsplatz im Unternehmen als in den eigenen vier Wänden.
Angestellter sitzt erschöpft am Schreibtisch im Büro, Arbeitgeber verweigert Homeoffice
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Wie überzeuge ich meinen Chef vom Homeoffice?

Da du im Normalfall in Deutschland kein Recht auf Homeoffice geltend machen kannst, bleibt dir nur eines: Du musst das Gespräch mit deinem Arbeitgeber suchen. Lege ihm deine Argumente dar, die die Vorteile eines Arbeitens im Homeoffice mit sich bringen. Achtung: Dafür musst du den Blickwinkel wechseln! Wichtig ist, was es für positive Auswirkungen auf deine Arbeit und den Erfolg deiner Abteilung hat, wenn du zukünftig auch von zuhause arbeiten kannst. Analysiere die Situation quasi mit den Augen deines Chefs.

Argumente dafür können zum Beispiel sein:

  • Flexiblere Arbeitszeiten deinerseits sind möglich, sodass du auch zu ungewöhnlicheren Zeiten erreichbar bist.
  • Falls du in Teilzeit arbeitest: Du kannst deine wöchentliche Arbeitsstundenzahl erhöhen, da dein Anfahrtsweg zum Büro entfällt. 
  • Im Homeoffice kannst du vor allem Tätigkeiten, bei denen du ungestört sein musst oder kreativ in Ruhe arbeiten willst, besser ausführen als im Großraumbüro.
  • Du forderst keinen festen Arbeitsplatz mehr im Büro ein, was für deinen Chef eine Kosteneinsparung bedeuten kann.

Selbstverständlich stärkt es auch deine emotionale Bindung zu deinem Unternehmen, wenn dir Vorgesetzte in punkto Homeoffice entgegenkommen. Viele Arbeitnehmer bestehen heutzutage zudem auf die Möglichkeit, unter anderem von zuhause arbeiten zu können – und suchen sich im umgekehrten Fall einen neuen Arbeitgeber, bei dem das realisierbar ist.

Du solltest deinen Chef damit nicht erpressen, aber du kannst durchaus andeuten, dass dieser Aspekt eines Arbeitsverhältnisses für dich grundlegend ist.

Unterstützung vom Betriebsrat beim Wunsch nach mobilem Arbeiten

Vor allem, wenn du in einem größeren Unternehmen tätig bist, hast du noch eine andere Möglichkeit, für das Homeoffice zu kämpfen.

Du kannst das Gespräch mit dem Betriebsrat suchen.

Oftmals haben Unternehmen firmeneigene Abmachungen, in denen eventuell ein „Hausrecht“ auf Homeoffice festgeschrieben ist. Doch auch wenn das nicht der Fall ist, lohnt eine Information oder ein Austausch mit der Arbeitnehmervertretung. Denn unter Umständen geht es mehreren Leuten aus der Belegschaft wie dir, und dann kann ein gemeinschaftlicher Vorstoß in Richtung Homeoffice, unterstützt vom Betriebsrat, oft mehr bewirken als eine Einzelmeinung.

Fazit

Ein Recht auf Homeoffice gibt es in Deutschland aktuell (noch) nicht. Deinem Arbeitgeber steht es frei, dir diese Möglichkeit des Arbeitens von zuhause anzubieten. Doch du hast viele gute Argumente auf deiner Seite, wenn du versuchst, deinen Arbeitgeber von den Vorteilen des Homeoffice – zumindest an ein paar Tagen pro Woche – zu überzeugen. Eine große Rolle spielt dabei auch der Fachkräftemangel bzw. der Personalengpass auf dem Arbeitsmarkt. Denn wer gutes Personal möchte, muss mittlerweile in vielen Branchen die Option Homeoffice anbieten.

Quellen:
ifo.de, wirtschaftsforum.de

Aktuelle Jobangebote mit Homeoffice




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