Gehaltsverhandlung im Vorstellungsgespräch: Tipps für ein gutes Einstiegsgehalt
Gehaltsverhandlungen sind nicht nur im Laufe deiner Karriere wichtig, sondern auch zu ihrem Beginn. Schon im Vorstellungsgespräch solltest du das Thema als Bewerber richtig angehen. Gerade wenn es dir unangenehm ist, über Geld zu reden, ist es ratsam, dich vorab gut auf das Gespräch vorzubereiten, damit du am Ende ein Angebot erhältst, mit dem du wirklich zufrieden bist. Wir verraten dir, worauf du unbedingt achten solltest und welche Argumente am besten funktionieren.
Inhaltsverzeichnis
Einstiegsgehalt: Was ist das eigentlich?
Viele Menschen halten sich immer noch an das ungeschriebene Gesetz: Über Geld spricht man nicht. Im Bewerbungsgespräch gelten jedoch andere Regeln. Schließlich geht es hier um deinen Lebensunterhalt, um das Geld, das dir in Zukunft jeden Monat zur Verfügung steht. Doch was genau versteht man eigentlich unter Einstiegsgehalt?
In der Regel wird von einem Einstiegsgehalt gesprochen, wenn du als erfolgreicher Absolvent eines Studiums, zum Beispiel mit Bachelor- oder Master-Abschluss, in das Berufsleben startest. Oder wenn du dich nach deiner Ausbildung nach einer ersten festen Arbeitsstelle umsiehst. Du verhandelst im Bewerbungsprozess aber auch um dein Einstiegsgehalt, wenn du deinen Beruf oder den Arbeitgeber wechselst. Bei Aushilfsjobs oder einer befristeten Tätigkeit, für die du weder Studium noch Ausbildung benötigst, spricht man dagegen nicht von einem Einstiegsgehalt, sondern von einer Vergütung.
Wie es die Bezeichnung selbst schon verrät, gilt das Einstiegsgehalt nicht für deine gesamte Arbeitszeit beim selben Arbeitgeber. Durch Weiterbildungen, besondere Leistungen im Unternehmen und das Sammeln von Erfahrung im Beruf kannst du das erste Gehalt stetig erhöhen. Es steigt auch oft mit der Dauer der Firmenzugehörigkeit bei einem Unternehmen oder mit deinem Alter. Grundsätzlich kannst du dich allerdings darauf einstellen, dass du innerhalb eines Unternehmens keine allzu großen Gehaltssprünge machen kannst. Die Chance auf deutlich mehr Geld wächst hingegen, wenn du den Arbeitgeber wechselst.
Warum ist das Einstiegsgehalt wichtig?
Das Einstiegsgehalt in einem neuen Unternehmen legt den Grundstein für deine gehaltstechnische Weiterentwicklung in der Firma. Geh also unbedingt gut vorbereitet in die Gehaltsverhandlung. Dadurch argumentierst du besser und verlässt das Gespräch meist auch zufriedener. Die vorherige Planung hat zudem noch einen weiteren Nebeneffekt: Du zeigst dem Personalverantwortlichen, dass du deinen Standpunkt vertreten und im Arbeitsleben auch gut mit Kunden oder Dienstleistern verhandeln kannst. In vielen Berufen sind dieses Selbstbewusstsein und ein gutes Verhandlungsgeschick ausschlaggebende Eigenschaften.
Unser Tipp: Die Frage nach dem Geld sollte immer vom Personalverantwortlichen kommen, nicht vom Bewerber. Meist geschieht das am Ende des zweiten Vorstellungsgesprächs. Wenn du schon im ersten Termin direkt auf dieses Thema zu sprechen kommst, vermittelst du den Gesprächspartnern das Gefühl, mehr Interesse am Gehalt zu haben als an der eigentlichen Arbeit.
Welche Faktoren beeinflussen die Höhe des Einstiegsgehalts?
Wenn du nicht gerade im öffentlichen Dienst arbeitest und dadurch nach einem festgelegten Tariflohn entlohnt wirst, ist die Höhe des ersten Gehalts im neuen Unternehmen oft von mehreren Punkten abhängig. Diese Punkte solltest du kennen und mit diesem Wissen gut vorbereitet in das Gespräch gehen. Denn Personaler erwarten nicht nur, dass du deinen Wert kennst, sondern auch, dass du über die Verhältnisse im Unternehmen und in der Branche Bescheid weißt.
Daher solltest du vor dem Vorstellungsgespräch über folgende Dinge nachdenken und diese genauer recherchieren:
1. Deine Qualifikation
Je höher dein beruflicher Abschluss ausfällt, desto höher kannst du bei der Verhandlung in der Regel auch dein gewünschtes Gehalt ansetzen. Es sollte natürlich in einem vernünftigen Rahmen liegen. Je erfolgreicher dein Abschluss ist, desto bessere Chancen hast du, dass das neue Unternehmen diesem Vorschlag auch zustimmt. Ein Absolvent mit Master-Abschluss hat also meist ein höheres Einstiegsgehalt als ein Bachelor-Absolvent im selben Bereich. Als Absolvent eines dualen Studiums kannst du zusätzlich mit deinen praktischen Erfahrungen im Ausbildungsunternehmen punkten.
2. Deine Erfahrungen
Du hast bereits durch Praktika und Nebenjobs in der Branche Erfahrungen gesammelt? Das ist super, denn diese berufliche Praxis hat bei der Verhandlung um dein Einstiegsgehalt ein großes Gewicht. Umgekehrt kannst du ganz ohne Erfahrung nicht erwarten, dass die Vergütung höher ausfällt als im Durchschnitt.
3. Das Unternehmen und dessen Standort
Je größer und etablierter dein potentieller Arbeitgeber ist, desto besser kann er seine Mitarbeiter meist vergüten. Hat die Firma zum Beispiel mehr als 500 Mitarbeiter, ist das Durchschnittsgehalt in der Regel vergleichsweise höher angesetzt als in einem kleinen Unternehmen. Dabei kommt es aber auch auf den Standort des Unternehmens an: In ländlichen Gegenden sind meist niedrigere Vergütungen üblich als zum Beispiel in einer Großstadt wie Berlin, Frankfurt oder München. Auch auf Bundeslandebene schwankt die Vergütung oft.
4. Die Branche und das Berufsbild
Selbstverständlich ist das Einstiegsgehalt auch von Branche zu Branche und von Beruf zu Beruf unterschiedlich. So können Mediziner nach ihrem Studium häufig mit einem höheren Einstiegsgehalt rechnen als beispielsweise Betriebswirtschaftslehre-Absolventen.
So bereitest du dich richtig auf die Gehaltsverhandlung im Vorstellungsgespräch vor
Um das bestmögliche Gehalt zu verhandeln, solltest du ein paar Punkte beachten.
Hier sind 4 Schritte, die dir dabei helfen:
Schritt 1: Analysiere deinen Marktwert
Finde heraus, was Angestellte mit der angestrebten Berufsbezeichnung und deiner Erfahrung in dem entsprechenden Beruf verdienen. Beachte dabei auch die oben genannten Faktoren: die Branche, die Region, die aktuelle Marktsituation, die Größe des Unternehmens und deine Berufserfahrung. Meist ist das durchschnittliche Gehalt auch höher, wenn du ein Studium im entsprechenden Bereich absolviert hast.
Schritt 2: Sammle Argumente, die für dich sprechen
Welchen Mehrwert bietest du dem Unternehmen? Wichtige Argumente für dich und deinen Gehaltswunsch sind zum Beispiel der erfolgreiche Abschluss deiner Ausbildung oder deines Studiums, deine Berufserfahrung, relevante Erfolge bei früheren Arbeitgebern, Zusatzqualifikationen und mehr. Je höher deine Bildung und je mehr Qualifikationen und Erfolge du vorweisen kannst, desto besser ist auch deine Verhandlungsgrundlage.
Schritt 3: Lege deine absolute Gehaltsuntergrenze fest
Lege bereits vor dem Gespräch eine absolute Untergrenze fest, die du als Einstiegsgehalt akzeptierst. Wichtig: Kommuniziere diese Grenze nicht im Gespräch. Sie dient dir nur als Anhaltspunkt für deine finale Entscheidung für oder gegen den Job. Nutze am besten vorab einen Brutto-Netto-Rechner, um herauszufinden, welches Einstiegsgehalt für dich das Minimum ist.
Schritt 4: Finde alternative Vergünstigungen
Welche Zuschüsse oder Vergünstigungen würdest du akzeptieren, wenn dir der neue Arbeitgeber nicht das gewünschte Einstiegsgehalt geben kann? Darunter fällt der Firmenwagen genauso wie ein Fahrtkostenzuschuss, die Möglichkeit, Homeoffice im Ausland zu machen oder freie Tage für Konferenzen. Man spricht hier von geldwerten Vorteilen. Wenn dir der Gesprächspartner im Vorstellungsgespräch gehaltstechnisch nicht zu sehr entgegenkommt, kannst du diese Alternativen in die Verhandlung einbringen.
Tipp der Redaktion: Mehr Geld ohne Gehaltserhöhung: 11 gute Alternativen
10 Tipps: So verhandelst du als Bewerber das passende Einstiegsgehalt
Es ist so weit. Du sitzt vor den Personalverantwortlichen und sollst über deinen Gehaltswunsch sprechen.
Hier sind 10 Tipps, mit denen du dein Einstiegsgehalt besser verhandeln kannst.
1. Nenne die erste Zahl
In Verhandlungen wird diese erste Zahl – das erste Gebot – meist automatisch zur Ankerzahl. Sie bleibt weiterhin als Vergleichszahl in den Köpfen und auf ihrer Basis wird die weitere Verhandlung geführt. Wenn du eine Gehaltsspanne angibst, siedelt dein Gegenüber das Gehalt höchstwahrscheinlich im unteren Bereich davon an. Nutze also die Chance und gib vor, um welche Ankerzahl es sich im Vorstellungsgespräch dreht.
2. Gib die Gehaltsvorstellung aus deiner Bewerbung an
Wiederhole als erste Zahl die Gehaltsvorstellung aus deinem Bewerbungsschreiben und frage dann nach den Vorstellungen des Arbeitgebers. Deine Bewerbung liegt schon eine Weile zurück und du hast seitdem weitere Qualifikationen erworben? Dann kannst du deinen Gehaltswunsch etwas erhöhen und dem Gesprächspartner die Gründe dafür darlegen.
3. Nenne eine krumme Zahl
Gib statt 45.000 Euro eine krumme Zahl an, wie 45.250 Euro. Wissenschaftler haben herausgefunden, dass du deinem Gegenüber mit diesen genauen Angaben kommunizierst, dass du genau weißt, was du wert bist. Außerdem verhandelt der Personaler mit dir dadurch eher in 100 Euro-Schritten, wodurch du vielleicht in kleinen Gehaltsstufen weiterkommst. 1.000-Euro-Schritte sind wohl eher die Ausnahme im Vorstellungsgespräch.
4. Kläre, worüber genau diskutiert wird
Lege im Gespräch fest, ob du über das monatliche Grundgehalt, das Jahresgrundgehalt oder über das Jahresgehalt inklusive Weihnachts- und Urlaubsgeld verhandelst. Gib auch an, ob du vom Einstiegsgehalt in brutto oder netto sprichst. Durch diese klare Kommunikation erlebst du später keine unschönen Überraschungen.
5. Nimm nicht das erste Angebot an
Der Personalverantwortliche deines potenziellen Arbeitgebers macht ein Gegenangebot? Dann akzeptiere es am besten nicht direkt, sondern verhandle weiter. Bring noch mehr Argumente für ein höheres Gehalt und teste den Verhandlungsspielraum aus. Sei dabei selbstbewusst und freundlich, aber nicht frech oder arrogant. Hier ist natürlich dein gutes Fingerspitzengefühl gefragt. Versuche realistisch einzuschätzen, wann der Verhandlungsspielraum ausgeschöpft ist.
6. Vereinbare konkrete Gehaltserhöhungen bzw. Staffelungen
Dein Gehaltswunsch kann nicht bereits zum Einstieg umgesetzt werden? Dann besprich mit dem Personalverantwortlichen, ob es die Möglichkeit für Gehaltsstaffelungen gibt oder wann du wieder in Verhandlungen treten kannst. Lege aber vorab unbedingt konkret die Zeiträume bzw. Daten und / oder die genauen Gehaltsstufen fest. Diese sollten dann, wenn möglich, auch in deinem Arbeitsvertrag zu finden sein. Viele Arbeitgeber willigen zum Beispiel ein, das Gehalt nach dem ersten Jahr im Unternehmen erneut zu verhandeln.
7. Sei selbstbewusst
Stell dein Licht nicht unter den Scheffel und mach dich nicht klein. Dein Gegenüber wird deine Leistung nur würdigen, wenn du auch selbst überzeugt dahinterstehst. Vermeide bei dem Gespräch den Konjunktiv. Statt „Ich hätte gerne Gehalt XY“, argumentiere besser mit „Aufgrund meiner langjährigen Vorerfahrung in diesem Bereich erscheint mir für die angestrebte Position Betrag XY angemessen“.
8. Zeige, wenn du nicht einverstanden bist
Lasse durchblicken, wenn die Gehaltsverhandlungen sich unter der von dir gesetzten Untergrenze bewegen. Bleib dabei aber immer freundlich und gib deinem Gegenüber die Gelegenheit, sein Angebot aufzustocken oder andere Vergünstigungen anzubieten.
9. Erbitte Bedenkzeit
Du bist unsicher, ob das Einstiegsgehalt für dich akzeptabel ist? Dann bitte den Personalverantwortlichen um ein wenig Bedenkzeit. Es ist wichtig, dass du voll und ganz hinter deiner Entscheidung für einen Job stehst. Sag deinem Gesprächspartner in diesem Fall zum Beispiel, dass du eine Entscheidung immer vorher durchdenken und deshalb darüber schlafen möchtest.
10. Entkräfte die Argumente des Personalverantwortlichen
Bereite dich darauf vor, dass dein Gegenüber deinen Gehaltswunsch drücken möchte. Nicht, weil er denkt, dass du das Gehalt nicht verdienst, sondern weil er den besten Preis für das Unternehmen herausholen möchte. Es gibt Gegenargumente, die bei einer Gehaltsverhandlung im Bewerbungsgespräch häufig gebracht werden. Mit einer guten Vorbereitung und professionellem Auftreten kannst du diesen erfolgreich begegnen.
Unser Tipp: Fragt der Personalverantwortliche nach deinem aktuellen Gehalt, musst du nicht konkret antworten. Drück dich lieber etwas vage aus, zum Beispiel: „Mein aktuelles Brutto-Jahresgehalt liegt etwa bei X Euro“, „Mein Gehalt liegt im üblichen Mittel“, oder „Mein Jahresbruttogehalt liegt knapp unter der von mir angegebenen Gehaltsvorstellung“.
Die richtige Argumentation in der Gehaltsverhandlung im Vorstellungsgespräch
Je besser qualifiziert ein Bewerber ist, desto bessere Verhandlungschancen hat er. Vorzugsweise argumentierst du beim Thema Gehalt mit deiner Leistung und deinen Erfolgen, für die du gute Beispiele aus deiner näheren beruflichen Vergangenheit nennen kannst. Alles natürlich passend zur ausgeschriebenen Position.
Häufige Gegenargumente von Personalverantwortlichen
- „Wir haben ein festgelegtes Budget für alle Stellen, die wir neu besetzen.“
- „Ein höheres Gehalt können wir erst verhandelt, wenn Sie zeigen, dass es Ihre Arbeit wert ist.“
- „Wir sind an eine feste Gehaltsstruktur gebunden. Mehr Gehalt können wir vor unseren Investoren / dem Betriebsrat nicht rechtfertigen.“
- „Wir können nicht mehr zahlen. Die allgemeine Unternehmenssituation ist schlecht.“
- „Das restliche Team würde deutlich weniger verdienen als Sie. Wir können Ihnen nicht mehr bezahlen.“
- Über eine Gehaltserhöhung können wir in einem Jahr wieder sprechen.
Argumente für deine Gehaltsvorstellung
- Mehrwert für den Betrieb (Expertise, die du in den Job einbringen kannst)
- Marktwert in der Branche / Region
- Erfolge in dem Bereich bei früheren Arbeitgebern
- Zusatzqualifikationen
- Einsatz- und Entwicklungsbereitschaft
- Führungskompetenz
- Kundenbeziehungen
- Aktuelles Gehalt und die Aussichten innerhalb deines aktuellen Unternehmens
Argumente für Berufseinsteiger
- Guter Abschluss im relevanten Studiengang
- Praktika mit Bezug zum angestrebten Job
- Zusatzqualifikationen, passend zur ausgeschriebenen Qualifikation
- Aufenthalte im Ausland
- Sprachkenntnisse
No-Gos: Argumente, die du nicht nennen sollst
- „Ich weiß, dass Kollege X den Betrag Y bekommt, warum sollte ich weniger bekommen?“
- „Andere Kollegen leisten sicher nicht so gute Arbeit.“
- „Bei Ihrer Konkurrenz würde ich mehr verdienen.“
- „Die Lebenshaltungskosten sind gestiegen.“
Noch mehr No-Gos findest du in diesem Artikel samt Video: Gehaltsverhandlungen richtig führen: 5 absolute No-Gos
Fazit
Die Gehaltsverhandlung im Vorstellungsgespräch ist sehr wichtig, da sie den Grundstein für deinen weiteren Verdienst legt. Mit den richtigen Argumenten schaffst du es, schon von vornherein ein gutes Gehalt zu verhandeln. Deine Leistung ist dabei immer die beste Begründung für deinen Gehaltswunsch. Diese kannst du im Job-Interview zum Beispiel anhand von erfolgreich abgeschlossenen Projekten zeigen.
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Marina ist Redakteurin, Content-Managerin & Autorin. Sie hat Romanische Sprachen, Literatur & Linguistik an der Ludwig-Maximilians-Universität München studiert. Schreiben ist für sie nicht nur ein Beruf, es ist auch ihre große Leidenschaft. Für careeasy – Dein Karrieremagazin von stellenanzeigen.de schreibt Marina freiberuflich über Themen rund um Bewerbung, Karriere und Persönlichkeitsentwicklung.