Woran erkenne ich grüne Unternehmen?
Die Zeit ist eindeutig reif für ein bisschen viel mehr Klima- und Umweltschutz, keine Frage. Möchtest auch du deshalb bei einem grünen Unternehmen arbeiten? Stellt sich die Frage, wie man erkennt, ob eine Firma nachhaltig und ökologisch wirtschaftet. Woran lässt sich ein grünes Unternehmen erkennen?
Inhaltsverzeichnis
Wie es aussehen kann, wenn sich ein Unternehmen dafür entscheidet, wirklich klare Kante in punkto Klimaschutz zu zeigen, macht das Beispiel der Outdoormarke Patagonia deutlich. Der über 80jährige Gründer der Marke wird sich bald in den Ruhestand verabschieden, doch anstatt die Firma zu verkaufen, schuf er zwei neue Instanzen: Patagonia Purpose Trust und Holdfast Collective, eine gemeinnützige Organisation. Letztere erhält die kompletten Gewinne des Unternehmens und wird diese ausschließlich an NGO’s oder Graswurzelbewegungen weitergeben, die sich für den Klimaschutz einsetzen. Der Purpose Trust stellt die Kontrollinstanz dar, die überwacht, dass die Firmenwerte auch tatsächlich eingehalten werden.
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Sicherlich gilt dieses Unternehmen als leuchtendes Beispiel und Vorreiter in Sachen Umweltschutz und Nachhaltigkeit. Doch es gibt in Deutschland zahlreiche, auch kleinere Unternehmen, die sich ebenfalls dem grünen Gedanken verschrieben haben und dies auf unterschiedliche Weise verfolgen. Suchst du solch einen Arbeitgeber, solltest du dir die Firmen hinter den Jobangeboten ganz genau anschauen. Denn es gibt jede Menge Kriterien, anhand derer man ein nachhaltiges Unternehmen erkennen kann.
Achtung: Lass dich dabei nicht von Greenwashing blenden!
Mit Greenwashing bezeichnet man diverse Marketinginstrumente, mithilfe derer Firmen versuchen, sich ein klimafreundliches, nachhaltiges Image zu verpassen, ohne dass jedoch tatsächlich nennenswerter Umweltschutz dahinter steckt. Das ist leider dann nur Schein, kein echter Einsatz für die Umwelt.
Kriterien für grüne Unternehmen
Der Begriff „grünes Unternehmen“ ist nicht geschützt oder festgelegt. Es ist eher eine umgangssprachliche Bezeichnung. Deshalb kann sich getrost jede Firma so bezeichnen, denn es gibt keine Definition dahinter.
Ist ein Unternehmen schon „grün“, weil es einmal im Jahr einen bestimmten Betrag an eine Klimaschutzorganisation gespendet hat?
Oder muss das komplette Geschäftsmodell auf Nachhaltigkeit und eine Reduktion der Treibhausgase angelegt sein?
Lässt sich eine Firma, die kategorisch auf Bahn- statt auf Flug-Geschäftsreisen setzt, bereits als „grün“ definieren?
Im Endeffekt musst du wissen, was dir in Bezug auf das Verhalten deines Arbeitgebers wichtig ist. Im allgemeinen Verständnis zeichnen sich grüne Unternehmen nicht nur durch ihre Bemühungen beim Klimaschutz, sondern auch durch eine besonders soziale Unternehmensführung aus. Denn Nachhaltigkeit hat mit Umwelt- und Sozialverträglichkeit zu tun.
Getrennt betrachten sollte man drei verschiedene Bereiche von Unternehmen:
- Umwelt
- Unternehmensführung
- Soziales
In diesen drei Themenfeldern lassen sich jeweils mehrere Aspekte definieren, anhand derer man die Nachhaltigkeit bzw. den „Grünfaktor“ eines Unternehmens festmachen kann.
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1. Umwelt- und Klimaschutz
Inwieweit trägt eine Firma dazu bei, dass weniger schädliche Stoffe in die Umwelt gelangen, das Plastikproblem reduziert oder dem Artensterben entgegengewirkt wird? All das sind Punkte, die unter den Umwelt- und Klimaschutz fallen. Natürlich können sich das Engagement bzw. die Möglichkeiten hierzu je nach Branche stark unterscheiden.
Hierzu zählen:
- Wie sieht der Beitrag zum Klimawandel aus? (mögliche Maßnahmen: z. B. Reduktion der CO2-Emissionen durch die Nutzung alternativer Energieträger, durch E-Mobilität, durch Verhaltensänderung, durch ökologisch verträglichere Herstellungsverfahren, …)
- Wir geht man mit endlichen Ressourcen um? (mögliche Maßnahmen: z. B. sparsamer Wasserverbrauch, generelle Energieeinsparung, …)
- Wie ist das Unternehmen in punkto Müll aufgestellt? (mögliche Maßnahmen: Vermeidung unnötiger Produkte/Geräte, fachgerechte Mülltrennung und -entsorgung, bewusste Vermeidung von Sondermüll/Giftstoffen, …)
2. Soziales
Oftmals wird der soziale Aspekt beim Thema Nachhaltigkeit vergessen. Doch auch dieser zählt mit dazu. Eine sozial verträgliche Unternehmenspolitik orientiert sich stark am Wohl aller Mitarbeiter bzw. aller am Produktionsprozess irgendwie Beteiligter. Das heißt, hierzu zählen u. U. auch die Produktions- und Arbeitsbedingungen bei Zulieferern in anderen Erdteilen. Auch hierauf sollten grüne Unternehmen ihr Augenmerk richten.
Folgende Fragen kann man sich hierzu stellen:
- Stammen Teile in der Produktionskette aus Konfliktregionen bzw. wird mit ihnen Handel in Kriegsregionen betrieben?
- Setzt das Unternehmen wirklich auf faire Produktionsbedingungen (Mitarbeiterbehandlung, Bezahlung, usw.), auch bei Zulieferfirmen?
- Wieviel Wert wird auf Arbeitssicherheit und den Gesundheitsschutz von Mitarbeitern gelegt?
- Wie sicher und langlebig bzw. nachhaltig sind die Produkte der Firma?
3. Unternehmensführung
Welche Leitlinien sind in der Unternehmensführung verankert? Spricht sich das Unternehmen explizit dafür aus, Nachhaltigkeit zu leben? Das allein garantiert natürlich noch kein entsprechendes Verhalten, Stichwort Greenwashing. Aber es ist eine der Grundvoraussetzungen, damit das Thema auch vom Management die benötigte Aufmerksamkeit erhält.
Unternehmen, die generell eine hohe Transparenz nach außen gewährleisten, was ihr Verhalten auf dem Markt angeht, können hier punkten. Denn nur, wer Einblick in sein tatsächliches Handeln gewährt, kann realistisch beurteilt werden. Auch Steuertransparenz zählt übrigens hier mit hinein. Zudem kann der Aufwand (auch finanzieller Natur) berücksichtigt werden, den eine Firma bereit ist, für mehr Nachhaltigkeit und Klimaschutz zu leisten.
Auszeichnungen für grüne Unternehmen
Es gibt mittlerweile auch Auszeichnung, die Unternehmen erhalten können, wenn sie sich besonders vorbildlich für den Klimaschutz und die Nachhaltigkeit engagieren.
Deutscher Nachhaltigkeitspreis
Dazu zählt zum Beispiel der Deutsche Nachhaltigkeitspreis. Er wird bereits seit dem Jahr 2008 von der Stiftung Deutscher Nachhaltigkeitspreis und der Bundesregierung bzw. dem Bundesamt für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz gemeinsam verliehen. Ausgezeichnet werden Unternehmen, die die Jury mit ihren Praxis-Konzepten gegen Erderwärmung, Ressourcenübernutzung, Artensterben und gesellschaftliche Spaltung überzeugen können.
Welche Firmen aktuell unter den Preisträgern sind, kannst du auf nachhaltigkeitspreis.de entdecken.
Green Startup Monitor
Der Green Startup Monitor wird jährlich vom Boderstep Institut und dem Bundesverband Deutsche Startups veröffentlicht. Er nimmt dabei ausschließlich Startups in den Blick und ist keine Auszeichnung, sondern vielmehr eine Zuordnung bzw. Klassifizierung.
Als „Green Startup“ definiert werden demnach Unternehmen, die folgende Kriterien erfüllen:
- jünger als zehn Jahre,
- (sehr) innovativ und / oder
- mit geplantem Umsatz-/Mitarbeiterwachstum und
- leisten einen Beitrag zu den ökologischen Zielen einer Green Economy
Der Monitor gibt jedoch in erster Linie einen Marktüberblick wieder. Er trifft Aussagen zur Anzahl grüner Startups in Deutschland und ihrer Verteilung über die Bundesländer. Da die Daten jedoch in erster Linie über Selbsteinschätzung der Startups erhoben werden, sind sie nur eingeschränkt aussagekräftig.
Artikel-Tipp: Welche Green-Jobs gibt es?
Fazit
Vor allem bekannte Unternehmen legen ihre Tätigkeiten in punkto Nachhaltigkeit und Klimaschutz heute relativ offensiv dar. Zumindest tun sie das, wenn sie hier Erfolge vorweisen können. Aber nicht immer wird es dir gelingen, zu all diesen Punkten Informationen über das Verhalten einer Firma zu bekommen, wenn du auf Jobsuche bist. Trotzdem lohnt es sich, diese Fragen zu stellen – vor allem, wenn es dir persönlich wichtig ist, bei einem grünen Unternehmen zu arbeiten. Forsche also nach oder frage auch einmal direkt an, wie es Unternehmen in Bezug auf die drei Kriterien Umwelt- und Klimaschutz, Soziales und Unternehmensführung handhaben.
FAQs
Wie erkenne ich grüne Unternehmen?
Recherchiere genau, wie sich ein Unternehmen in den drei Themenbereichen Umwelt- und Klimaschutz, Soziales und Unternehmensführung verhält und welche Aktivitäten es hier verzeichnet.
Was ist Greenwashing?
Mit Greenwashing bezeichnet man Marketinginstrumente, mithilfe derer Firmen versuchen, sich ein klimafreundliches Image zu erschleichen. Dahinter steckt jedoch kein echter Umweltschutz.
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Aus Gründen der besseren Lesbarkeit verwenden wir die männliche Form (generisches Maskulinum), z. B. „der Mitarbeiter“. Wir meinen immer alle Geschlechter im Sinne der Gleichbehandlung. Die verkürzte Sprachform hat redaktionelle Gründe und ist wertfrei.
Veronika ist Redakteurin und Content-Managerin. Sie hat Kommunikationswissenschaften, Arbeits- und Organisationspsychologie sowie Französische Sprachwissenschaften an der Ludwig-Maximilians-Universität in München studiert und ist bereits über 15 Jahre journalistisch in Print und online unterwegs. Für careeasy – Dein Karriere-Magazin von stellenanzeigen.de recherchiert und schreibt Veronika zu Themen rund um Studium & Ausbildung, Karriere, Gesundheit im Job und Arbeitsrecht.