Nonverbale Kommunikation im Job: So wirkst du souverän
Kommunizieren, ohne zu sprechen, geht das? Na klar: Auch nonverbale Kommunikation sendet Signale an das Gegenüber aus. Mit der eigenen Gestik und Mimik verrät man manchmal mehr über sich, als einem lieb ist, zum Beispiel in einem Vorstellungsgespräch oder einer Gehaltsverhandlung. Wie wirkt nonverbale Kommunikation im Job? Und auf welche Art und Weise lässt sie sich im Berufsleben erfolgversprechend einsetzen? Diese Fragen beantworten wir dir in diesem Artikel und geben dir unter anderem Tipps für das Dechiffrieren von Gesten.
Inhaltsverzeichnis
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Kommunikation zwischen Menschen findet nicht allein über die Sprache statt. Sehr viele Signale senden wir über unseren Körper und unser Verhalten aus, oftmals unbewusst. Das kann auch zu unserem Nachteil geschehen, etwa wenn wir Nägelkauen, die Stirn übermäßig runzeln, nervös hin- und herwippen oder ständig zwinkern. Umgekehrt kann eine selbstbewusste, sympathische nonverbale Kommunikation sehr überzeugend auf die andere Person wirken.
Die Zeichen, die wir durch unser nonverbales Verhalten aussenden, spielen eine wichtige Rolle dabei, wie wir wahrgenommen werden.
Ist man gesund, psychisch wohlauf und bei bestem Wohlbefinden, gestikuliert man eher ausgeglichen, entspannt und selbstverständlich. Trotzdem dringen bei den einzelnen Gesten immer der eigene Charakter und die aktuelle Befindlichkeit durch, oftmals unterbewusst: Dem einen sieht man aufgrund seiner Gestik seine Schüchternheit an, dem anderen seine Souveränität.
Unter bestimmten Bedingungen ist ein Mensch jedoch nicht dazu in der Lage, so zu gestikulieren, wie er gern möchte, sodass das Gegenüber falsche Schlüsse aus der Gestik ziehen könnte. Das trifft vor allem auf Situationen zu, in denen wir mit großen Gefühlen konfrontiert werden: Angst, Aufregung, Panik, Verliebtheit, Nervosität, Scham usw. Ist es generell schwierig, die nonverbale Kommunikation bewusst zu steuern, versagt in solchen Momenten unsere Kontrolle darüber oftmals komplett.
Voraussetzungen für eine natürliche Gestik
In welchen Situationen bist du am ehesten du selbst und kommunizierst auch über dein Verhalten ganz natürlich? Es gibt ein paar entscheidende Merkmale:
- Du bist körperlich gesund: Wer starke Rückenschmerzen oder Bauchweh hat, wird eine gekrümmte Haltung einnehmen, was sich auf die nonverbale Kommunikation auswirkt. Auch wer starkes Übergewicht hat, wird keine natürliche Haltung zeigen können. Und selbstverständlich kann jemand, der sich den Arm gebrochen hat, seine natürliche Gestik ebenfalls nicht ausüben.
- Körperliches Wohlbefinden: Du musst gerade jetzt dringend auf die Toilette? Oder du frierst schrecklich? Oder aber du versuchst krampfhaft, deinen Bauch einzuziehen? Alles keine gute Idee. Denn unter all diesen Umständen wirst du eine gekünstelte Körperhaltung an den Tag legen. Achtung: Auch das hat Einfluss auf deine nonverbale Sprache.
- Bequeme Kleidung: Wer ein zu enges Hemd, eine zu kleine Hose oder einen rutschenden Rock trägt, wird keine natürliche Haltung zeigen können. Deshalb sei davon abgeraten, bei wichtigen Terminen doch in die etwas zu knappe Bluse passen zu wollen.
- Einwandfreies psychisches Befinden: Hast du gerade einen schweren Schicksalsschlag erlitten, wird man dir dies auch an deinen nonverbalen Signalen ansehen. Starke Gefühle wie Trauer können sich zum Beispiel in einer gebückten Körperhaltung, einem Sich-Kleiner-Machen, hängenden Schultern und einem müden Blick äußern.
Emotionen wie auch bestimmte Umstände oder Verhaltensweisen können also einen starken Einfluss auf deine Art nonverbaler Kommunikation haben. Sorge deshalb vor wichtigen Terminen dafür, dass du dich absolut wohl fühlst, oder sage Termine ab, wenn es dir richtig schlecht geht. Die oben genannten Probleme – den gebrochenen Arm einmal ausgenommen – zu kommunizieren, gestaltet sich in den meisten Fällen als schwierig oder unpassend. Dein Gegenüber wird dir aber trotzdem in den meisten Fällen ansehen, das etwas nicht in Ordnung ist, und daraus Rückschlüsse auf dich und dein Wesen ziehen.
Vorsicht: Oft senden wir unbewusst mit unserer „stillen Kommunikation“ ganz andere Signale aus, als wir eigentlich möchten. Die Folge: Wir werden falsch verstanden oder falsch eingeschätzt.
Definition: Die 5 Gesten nonverbaler Kommunikation
Die Fachliteratur unterscheidet fünf verschiedene Arten von Gebärden bzw. Mimik. Allen ist gemein, dass sie Teil der menschlichen Kommunikation sind und durchaus ein Thema transportieren können, jedoch eben nicht verbal. Trotzdem kann der Gesprächspartner sie verstehen. Kommunikation bzw. auch Informationsweitergabe ist damit ohne gesprochene Worte möglich.
- Illustratoren: Anhand dieser Gesten wird das Gesagte veranschaulicht. Beispielsweise zeigst du mit deinen Händen die Größe eines Papierformats an.
- Embleme: Durch Embleme werden Wörter ersetzt. Ein bekanntes Beispiel ist das Händeschütteln. Es gibt auch beleidigende Embleme wie etwa das Zeigen des „Vogels“ anhand des Tippens mit dem Zeigefinger auf die Stirn.
- Adaptoren: Damit sind personentypische, meist in der Kindheit erlernte Verhaltensweisen gemeint wie beispielsweise das Beißen auf die Lippe unter Stress.
- Regulatoren: Solche Gesten wirken sich regulierend auf das Gegenüber aus: Beispielsweise kann man mit dem Schieflegen des Kopfes signalisieren, dass man etwas nicht nachvollziehen kann.
- Affektgesten: Wie der Name schon sagt, geschehen diese Gesten aus dem Affekt heraus. Beispielsweise kann jemand vor Staunen den Mund öffnen.
Im Alltag muss niemand wissen, ob die gerade gezeigte Geste ein Adaptor oder ein Emblem gewesen ist; in erster Linie ist es wichtig, dass deine Körpersprache authentisch, selbstsicher und sympathisch ist. Da dies in Eigenregie nicht immer klappt – die Selbstwahrnehmung unterscheidet sich nämlich häufig signifikant von der Fremdwahrnehmung –, gibt es sogenannte Körperspracheseminare. Diese sind jedoch meist recht kostenintensiv, und manch einer zweifelt stark an ihrem Nutzen, da es nicht leicht ist, sich eine andere Körpersprache anzutrainieren. Bei einer eher künstlichen Körpersprache spricht man zudem von einer „antrainierten“ Gestik, welche auf andere wenig vertrauenserweckend wirkt. Nicht selten kann man diese bei Politikern beobachten. Bevor eine Person mit einer solchen aufwartet, ist es jedoch besser, ein wenig auf die eigene Gestik zu achten und diese bei Bedarf zu korrigieren.
Unser Tipp für dich: Vergegenwärtige dir die im folgenden Abschnitt genannten Punkte und denke bei wichtigen Terminen wie Bewerbungsgesprächen oder auch im Alltag daran.
Selbstbewusstsein demonstrieren
Besonders Jugendliche haben sich oft noch nie mit ihrer Gestik beschäftigt geschweige denn diese beobachtet, bis sie vielleicht einmal von der Sportlehrerin ermahnt wurden: „Kopf hoch, Rücken gerade“. Oder der Deutschlehrer bemerkt bei einem Referat, dass der Vortragende eine repetitive nervöse Gestik an den Tag legt (in den Haaren zupfen, über die Wange streichen oder zappeln). Ein selbstsicheres nonverbales Verhalten, das einer Person zugleich Sympathiepunkte bei dem Gegenüber einbringt, kann man jedoch zum Glück lernen und trainieren. Brauchen kannst du es in unzähligen Situationen im Leben; vor allem jedoch im Job kann eine positive Körpersprache der Türöffner zum Erklimmen der Karriereleiter sein. Idealerweise nimmst du dich dafür einfach auf Video auf und analysierst im ersten Schritt dein Auftreten vor der Kamera.
In den folgenden Zeilen erfährst du, worauf es in erster Linie ankommt.
- Sorge für eine aufrechte Körperhaltung! Wenn dein Körper in sich zusammensackt, wird so manche Äußerung von dir überhört. Also: Schultern zurück, aber nach unten, Brust raus, Kopf gerade!
- Hände sprechen Bände: Die Hände sollten weder verschränkt noch zum Fummeln an Gegenständen wie Stiften benutzt werden. Du kannst das von dir Gesagte mit den Händen unterstreichen. Fuchtle jedoch beim Sprechen nicht in der Luft herum. Das kann nämlich unfreiwillig komisch wirken.
- Die Bewegungen der Arme: Wenn du in einem wichtigen Gespräch bist, dann verschränke die Arme nicht, denn das wirkt, als hättest du den anderen gegenüber eine Abwehrhaltung. Achte darauf, dass deine Arme weder wie eingemauert herabhängen noch herumzappeln.
- Nicken: Sympathisch wirkt man, wenn man nicht permanent nur „Ja“ zu allem sagt, was das Gegenüber von sich gegeben hat. Wenn du nickst, beanspruchst du keine Redezeit für dich, was für den anderen angenehm ist, da er in seinem Redefluss nicht unterbrochen wird.
- Leichte Bewegungen: Wer ausschließlich still dasitzt, wird als wenig dynamisch wahrgenommen. Das bedeutet aber nicht, dass du die ganze Zeit mit dem Bein wippen sollst.
- Ausrichtung des Körpers: Richte die Vorderseite deines Körpers demjenigen zu, der gerade spricht. Blickkontakt sollte hergestellt werden, dieser sollte jedoch nicht in ein Starren ausarten.
- Nicht mit dem Finger auf andere zeigen: Wenn du den Namen nicht sagen willst oder nicht weißt, dann kannst du jemanden auch nonverbal ansprechen, indem du Blickkontakt suchst und ggf. mit nach oben gedrehten Handflächen und ausgestreckten Fingern auf jemanden weist.
- Der optimale Händedruck: Der Händedruck sollte weder zu schwach noch zu stark sein. Und: Die Hand sollte nicht feucht sein.
- Distanz halten: Rücke deinem Gegenüber nicht zu sehr auf die Pelle, sondern halte einen Abstand von mindestens einer ausgestreckten Armlänge.
- Ein sympathisches Lächeln: Wer bereits lächelnd den Raum betritt, wirkt wenig authentisch. Zuerst sollte man den Raum betreten und sich darin orientiert haben. Erst dann kann man bei Betrachten der Person, von der man empfangen wird, anfangen zu lächeln.
Beispiele: So wirkst du selbstsicher
- Alle Bewegungen der Hände und Arme auf Ebene der oberen Körperhälfte strahlen Selbstbewusstsein aus.
- Du legst die Hände gefaltet über den Kopf? Das wirkt ruhig und selbstsicher.
- Ein nicht zu kräftiges Händeschütteln oder besser Händedrücken lässt dich souverän wirken.
Achte jedoch bei allen selbstsicheren Gebärden darauf, dass sie nicht arrogant wirken. Schließlich willst du dem Gesprächspartner so sympathisch wie möglich sein.
Artikel-Tipp: Körpersprache im Vorstellungsgespräch – 5 No-Gos
Körpersprache dechiffrieren
Nicht nur die eigene Körpersprache ist wichtig. Wer in Meetings & Co. emphatisch handeln möchte, sollte sich auch mit der Dechiffrierung der nonverbalen Signale seines Gegenübers auskennen. Hier kommt durchaus Psychologie zum Einsatz. Wir nennen einige wichtige Beispiele und wie man sie interpretieren kann:
- An die Nase fassen: Das Gegenüber fühlt sich gestresst oder ist unzufrieden.
- Verschränkte Arme: Der andere geht auf Distanz und hat eine kleine Schutzmauer um sich herum aufgebaut.
- Jemand zeigt seine offenen Hände: Dies ist ein Zeichen von Vertrauen.
- Jemand spielt mit einem Alltagsgegenstand: Das kann ein Zeichen von Ungeduld oder leichtem Ärger sein.
- Die Unterarme werden flach auf den Tisch aufgestützt: Es wird Selbstbewusstsein signalisiert.
- Senken des Blickes: Das Gegenüber hat an dem Gesagten kein Interesse.
- Jemand sitzt auf seinen Händen: Dies ist ein Zeichen von Unreife.
- Trommeln mit den Fingern: Ungeduld oder Nervosität.
- Stützen des Kopfes auf die Hände: Langeweile, Nachdenklichkeit oder Erschöpfung.
- Hand auf den Mund legen: Die Person will das Gesagte gern zurücknehmen, sich den Mund verbieten.
Wie du siehst, gibt es eine Menge zu beachten. Doch wie sieht es mit internationalen Gesprächspartnern aus? Es wäre zu schön, wenn alle Gebärden international dieselben Bedeutungen hätten. Wie ist es um das Kopfschütteln oder um das Thumbs Up weltweit bestellt?
Unterschiedliche Zeichen in verschiedenen Kulturkreisen
Achtung, Fettnäpfchen! Speziell bei nonverbaler Kommunikation können kulturelle Unterschiede entscheidend sein. Was für den einen ein freundliches Signal darstellt, ist für den anderen eine Beleidigung. Weiß man um die verschiedenen Kulturkreise der Gesprächspartner, sollte man Zeichen immer mit Vorsicht interpretieren. Hier ist in diesem Fall fast mehr Fingerspitzengefühl gefragt als bei verbaler Kommunikation.
- Nicken und Kopfschütteln: In den meisten Ländern wird ein Nicken als Zustimmung gewertet. In Indien, Pakistan und Bulgarien jedoch haben Kopfschütteln und Nicken jeweils die umgekehrte Bedeutung wie bei uns.
- Daumen hoch: In Europa wird auf diese Weise signalisiert, dass man etwas gut findet. Unter anderem in Australien oder Lateinamerika jedoch gilt dieses Zeichen als Beleidigung.
- Vogel zeigen: Während diese Geste bei uns als Beleidigung gilt, zeigt man in den USA damit, dass jemand clever ist.
Gehe also mit nonverbalen Zeichen lieber vorsichtig um und verständige dich mit Menschen aus anderen Ländern am besten auf Englisch, wenn das Deutsch der Personen nicht gut genug ist. Oft ist die Sprache hier die einfachere Ebene.
Fazit
Nicht nur verbale Kommunikation kann ihre Tücken haben, auch nonverbale Kommunikation lässt Raum für Missverständnisse. Die Schwierigkeit liegt hierbei unter anderem im unterbewussten Verhalten, dass sich oftmals nicht so gut steuern lässt wie Gesagtes. Jedoch lässt sich eine sympathische Körpersprache erlernen und auch trainieren. „Man kann nicht nicht kommunizieren“, dieser oft zitierte Spruch des Psychotherapeuten und Kommunikationswissenschaftlers Paul Watzlawick bewahrheitet sich im Alltag immer wieder: Denn allein durch sein Verhalten sendet der Mensch Signale aus, die beim Gegenüber ankommen und von ihm interpretiert werden. Die zwischenmenschliche Kommunikation besteht demnach nicht nur aus Sprache, sondern auch aus vielen nonverbalen Zeichen, die über das Verhalten vermittelt werden und dich in Folge charakterisieren.
FAQs
Nonverbale Kommunikation ist in der Arbeitswelt entscheidend, denn sie beeinflusst, wie du von anderen wahrgenommen wirst. Deine Körpersprache, Gestik und Mimik spielen eine große Rolle und können deine verbalen Botschaften verstärken oder abschwächen.
Im Job sind einige nonverbale Signale besonders wichtig. Achte auf einen festen Händedruck, eine aufrechte Körperhaltung, Blickkontakt, ein freundliches Lächeln und ein ruhiges Auftreten. Diese Signale vermitteln Selbstbewusstsein, Offenheit und Professionalität.
Tatsächlich kannst du deine nonverbale Kommunikation gezielt trainieren. Nimm dich selbst auf Video auf, um deine Körpersprache und Gestik zu analysieren. Übe vor dem Spiegel, um einen sicheren Auftritt zu entwickeln. Achte auch auf deine Körperhaltung und deine Handbewegungen. Zudem hilft es, sensibel auf die nonverbalen Signale anderer zu achten, um ein Gefühl dafür zu entwickeln.
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Aus Gründen der besseren Lesbarkeit verwenden wir die männliche Form (generisches Maskulinum), z. B. „der Mitarbeiter“. Wir meinen immer alle Geschlechter im Sinne der Gleichbehandlung. Die verkürzte Sprachform hat redaktionelle Gründe und ist wertfrei.
Joana hat Germanistische Linguistik und Musikwissenschaft an der LMU studiert und ist als externe Redakteurin für careeasy – Dein Karriere-Magazin von stellenanzeigen.de tätig.